Farbstoffliefernde Teile der Pflanzen | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Färberpflanzen
enthalten in verschiedenen Pflanzenteilen wasserlösliche Farbstoffe,
mit denen Stoffe gefärbt werden können. Dabei kommen nach einer
alten Tradition der Färber nur Pflanzen in Frage, die nicht für
die Zubereitung von Nahrungsmitteln verwendet werden können.
Blüten und
Blütenteile
Vor
allem Gelbtöne werden mit den Blüten einiger Färberpflanzen
erreicht. Dazu gehören zum Beispiel die Reseda
(Färber-Wau), die Färber-Hundskamille
oder der Färber-Ginster. Die Reseda enthält
den Farbstoff Luteolin, der sehr lichtecht und dauerhaft beständig
ist. Beim Safrankrokus wird ein stark gelb färbender
Farbstoff aus den drei herausragenden, roten Narbenschenkeln („Fäden“)
der reifen Blüte gewonnen. Das aus dem Safran
zugängliche Crocin färbt leuchtend goldgelb.
Blätter und Blüten
Bei der Goldrute,
der Reseda oder der Schafgarbe
werden die oberirdischen Pflanzenteile geerntet und für das Herstellen
einer Farbflotte weiterverarbeitet. In den Blättern des Hennastrauchs
liegt nur eine Vorstufe des notwendigen Farbstoffes vor, das Glycosid Hennosid
A, B oder C. Erst mit den Faserproteinen der Haare oder der Wolle wandelt
sich das Glycosid zum Farbstoff Lawson um. Dieser eignet sich zum Färben
von Haaren, von Wolle und zur Körperbemalung. Er ist chemisch beständig
und ziemlich lichtecht. Bei den Küpenfarbstoffen
wie beim Indigo entsteht der Farbstoff erst nach
einer Verküpung und einer Oxidation des Farbstoffs durch Luft auf
dem Textilgewebe.
Rhizome und
Wurzeln
Der
unscheinbare Färber-Krapp enthält im
Pflanzensaft des im Boden verlaufenden Rhizoms den orangeroten
färbenden Farbstoff Alizarin. Mit dem Färber-Meier lassen
sich ebenfalls orangerote Farbtöne erzielen, er ist mit dem Krapp
botanisch verwandt. Die Gelbwurz
(Kurkuma) wird als Speisegewürz häufig verwendet, eine Nutzung
als Färberpflanze kommt nur selten vor. In ihrem Rhizom findet
sich der gelb färbende Farbstoff Curcumin. Bei der Schminkwurz
lassen sich aus Rhizom und Wurzeln rotviolette Farbstoffe gewinnen.
Hölzer und Rinden
In
Mittel- und Südamerika sind viele Baumarten beheimatet, deren Hölzer
sich ebenfalls zum Färben eignen. Dazu gehört zum Beispiel der
Blauholzbaum, der in seinem Holz den stark blaulila
färbenden Farbstoff Hämatoxylin enthält. Im Handel sind
verschiedene Färbehölzer unter dem Begriff Rotholz erhältlich.
Das echte Brasilholz gehört dazu, es wird aus dem roten Kernholz eines Baums gewonnen, der an den Küsten Brasiliens
wächst. Der Name für diesen Lieferanten lautet Echter Brasilholzbaum Caesalpinia
brasiliensis L.. Rotes Sandelholz Pterocarpus santalinus L.F. gewinnt man aus dem gleichnamigen Baum, der in Ostindien und Ceylon beheimatet
ist. Ähnliche orange Farbtöne wie mit dem Sandelholz erreicht
man übrigens auch mit Zwiebelschalen. Beim Gelbholz handelt es sich
meistens um das zerkleinerte Holz vom Färbermaulbeerbaum Maclura
tinctoria (L.) D. Don ex Steud. Dieser ist auf den Antillen, in Mexiko, in Zentralamerika
und im tropischen Südamerika beheimatet. Die Hänge-Birke liefert eine Rinde, die im inneren Teil einen Farbstoff besitzt, der in einer Direktfärbung auf Wolle rötliche Farben erzeugt. Beim Faulbaum Rhamnus frangula L. färbt die Rinde gelb.
Früchte
Die
Amerikanische Kermesbeere und auch die Indische Kermesbeere bilden eine Beerenfrucht,
die zunächst dunkelrot ist und später dann ganz schwarz wird.
Die Beeren enthalten den roten Farbstoff Betanin, der auf dem vorgebeizten
Textilgewebe eine dunkelrote Färbung ergibt. Einen ähnlichen
Farbstoff findet sich bei der Blutbeere. Der
Orleanstrauch bildet als Frucht eine herzförmige
Schote, in der sich 30 bis 40 Samen befinden. Mit den Schalen dieser Samen
lassen sich intensiv orange Färbungen auf Textilien herstellen. Die Chinesische Gelbbeere Gardenia jasminoides Ellis
liefert einen Farbstoff, der fast genauso intensiv gelb färbt wie
Safran. Auch der allseits bekannte Nussbaum Juglans regia L. mit seinen Nussschalen (und Blättern) lässt sich zum Färben verwenden.
Harze und Gummi
Drachenblut ist ein Harz,
das aus Drachenbaum-Arten gewonnen wird. Das im Handel erhältliche
Drachenblut von der jemenitischen Insel Sokotra im Golf von Aden liefert der Sokotrische Drachenblutbaum Dracaena cinnabari Balf.F.. Nach der Regenperiode hat der Baum besonders
viel Harz ausgeschwitzt, so dass es sich gut absammeln lässt. Oft
wird der Harzausfluss noch durch Ritzen am Stamm beschleunigt. Die Einwohner
Sokotras färben mit dem Harz ihre Wolle rot und verwenden es als Heilmittel
gegen zahlreiche Krankheiten. Die Harze der Drachenblutpalme Daemonorops draco Bl. werden ebenfalls als „Drachenblut“ bezeichnet.
Gummigutt ist ein Gummi,
das aus dem Gambogebaum Garcinia morella (Gaertn.) Desr. gewonnen wird. Durch das
Anritzen der Rinde läuft ein Milchsaft heraus, der an der Luft zu
einer harzähnliche Masse gerinnt. Gummigutt war einige Zeit lang ein
beliebtes Pigment, so diente es auch als Ersatz für das heute nicht
mehr produzierte Indischgelb. Da Gummigutt giftig ist, wird es heute kaum
noch eingesetzt.
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