Hennastrauch  Vierzählige Blüte Eventuell giftige Bestandteile! Heilpflanze
Lawsonia inermis L.
Oktober bis November, auch ganzjährig, 2 bis 5 m
Weiderichgewächse  Lythraceae

Standort 

Lockerer, trockener, aber gut bewässerter Boden, licht- und wärmeliebend; verträgt keinen Frost; Oasenplantagen, Innenhöfe.

Lebensdauer
Ausdauernde Pflanze.

Verwechslung
Aus der Gattung Lawsonia existiert weltweit nur eine einzige Art.
Bild vergrößern!LupeBlätter des Hennastrauchs.
LupeHenna: Samen.
Merkmale
Geschichte
Verwendung
Färben
Artenvergleich
Fotogalerie
Beschreibung
Merkmale

Der Hennastrauch ist ein Strauch oder kleiner Baum mit weit ausladenden Zweigen, der bis zu fünf Meter hoch werden kann. Nur die älteren Pflanzen haben mit Dornen besetzte Zweige. Die Rinde erscheint hellgraubraun. Die gestielten, elliptisch-ovalen, an den Enden zugespitzten Laubblätter sitzen gegenständig an den Zweigen. Die winzigen Blüten besitzen vier dreieckige Kelchblätter und vier eingerollte Kronblätter, so dass die Blüte etwas zerknittert aussieht. Die Blüten duften sehr stark, die Blütenfarbe ist rosa, je nach Sorte auch weißlich, gelblich oder rot. Die acht Staubblätter stehen paarweise und überragen die Kronblätter. Der hellgrüne Stempel besitzt eine kopfige Narbe. Es entstehen kugelförmige Kapselfrüchte, die zahlreiche, pyramidenförmige, bräunliche Samen enthalten.


Geschichte

Die Pflanze ist weltweit kultiviert, teilweise auch verwildert. Größere Plantagen gibt es in Pakistan, in Indien, in Nordafrika und im Sudan. Auch im Balkan, in der Türkei und auf den Philippinen ist der Hennastrauch beliebt. Henna war schon bei den alten Ägyptern und den Persern beliebt. Dies bezeugen Mumien aus dem alten Ägypten mit Hennabemalungen. Die besten Qualitäten kamen damals aus Khabis, Andûdjird und dem Distrikt Bandar Abbâs. Bei den Arabern war die Rotfärbung der Mähnen von Pferden sehr beliebt. Männer färbten sich ihre Bärte mit Henna.

Der Ursprung der Henna-Tattoos, der Körperbemalung Mehndi, findet sich in Persien. Von dort breitete sich der Brauch nach Indien, Bangladesh und weiteren Ländern in Nordafrika und dem Sudan aus. Die Braut wird zur Hochzeit auf Händen, Unterarmen und Füßen bemalt. Von großer Bedeutung ist in diesen Ländern auch das Färben von Nägeln. Die Körperbemalung mit Henna ist eine aufwändige und vor allem zeitraubende Prozedur. Dabei wird nur die Oberhaut eingefärbt. Es benötigt sechs bis acht Stunden, bis ein Mehndi dauerhaft angebracht ist.


Verwendung und Toxikologie

Henna kam früher als Textilfarbstoff hauptsächlich zum Färben von Seide und Leder zum Einsatz. Mehndi-Tätowierungen mit Henna werden im Gegensatz zur echten Tätowierung nur auf der obersten Hautschicht aufgebracht. Extrakte der Hennapflanze wirken keimtötend gegen bestimmte Bakterien. Schon im Altertum setzte man die Wirkstoffe bei Hautkrankheiten, Pocken und Lepra ein. Aufgelegte Hennablätter fördern bei Brandwunden, Sonnenbrand oder Zahnfleischentzündungen die Heilung. Ein Extrakt der Blätter wird zum Gurgeln bei Halsschmerzen oder als Tee gegen Darmkrankheiten und bei Hautinfektionen getrunken. Die Duftpflanze wird in Nordafrika gerne in Innenhöfen angepflanzt.

Der reine Farbstoff Lawson reizt Haut und Atemwege, er verursacht schwere Augenreizungen. Er steht im Verdacht, das Erbgut zu schädigen. Es gibt aber Hersteller, die diese Einschätzung nicht teilen. Wahrscheinlich ist diese Einstufung aufgrund von Verunreinigungen erfolgt. Das im Handel erhältliche, natürliche Hennapulver ist nicht als Gefahrstoff eingestuft. Einige Hennaprodukte zum Haarefärben enthalten synthetische Farbstoffe oder toxische Beizmittel, die tatsächlich das Erbgut schädigen und auch Allergien auslösen können. Diese Zusätze verstärken die Farbintensität. Bei den angebotenen Färbungen in den Touristenhochburgen ist Vorsicht geboten. Diese Farbmittel enthalten oft das stark toxische und krebserzeugende Haarfärbemittel p-Phenylendiamin (PPD). Im Gegensatz zum natürlichen Henna färbt dieser Farbstoff die Oberhaut bereits innerhalb von einer halben Stunde ein.


Farbstoff und Färbetechniken

Der eigentliche Farbstoff entsteht beim Färbeprozess mit den getrockneten und zerkleinerten Blättern. In der Pflanze liegen die Glycoside Hennosid A, B oder C als Vorstufe des Farbstoffs vor. Erst mit den Faserproteinen der Haare oder der Wolle wandeln sich die Glycoside zum orange färbenden Farbstoff Lawson um. Dieser eignet sich zum Färben von Haaren, von Wolle und zur Körperbemalung. Er ist beständig und relativ lichtecht.


Lawson Formel

Lawson-Molekül


Die Blätter der Pflanze werden an einem schattigen Ort getrocknet. Die Sonne würde den rotfärbenden Farbstoff zerstören. Nach dem Trocknen wird das Pflanzenmaterial zu einem Pulver zermahlen. Die Blätter färben braunrot, während die reinen Stängel und die Wurzeln ein Karminrot ergeben.

Beim Haarefärben wird rotfärbendes Hennapulver mit heißem Wasser zu einem Brei verrührt und auf das Haar aufgetragen. Das Abdecken mit Tüchern und die Zuführung von Wärme bei hoher Feuchtigkeit begünstigt die Farbintensität erheblich. Heute werden gelegentlich Wärmeapparate zum Bedampfen der Haare eingesetzt. Nach der Färbung wird der Brei ausgewaschen. Danach wäscht man die Haare gründlich mit Shampoo. Zum Variieren der Farbe kann man auch Nussschalen, Krapp, Kurkuma oder Zwiebelschalen hinzugeben. Für braune oder naturblonde Färbungen wurden früher auch gepulverte Blätter des Indigostrauches mit Henna vermischt. Die blaue Farbe neutralisiert die rote Farbe teilweise. Hennafärbungen auf Haaren sind dauerhaft, sie verschwinden erst durch das Nachwachsen der Haare.

Zum Färben von Wolle wird das Hennapulver einen halben Tag lang in Wasser eingeweicht. Dann erfolgt ein kurzes Aufkochen, die Temperatur wird bei 80 °C eine Stunde lang konstant gehalten. Die Färbung der Wolle erfolgt über eine Dreiviertelstunde bei 90 °C. Beim Färben von Wolle erhält man mit einer Alaun-Vorbeize orangegelbe Färbungen, ohne Vorbeize fallen die Färbungen eher braunrot oder ockerfarben aus. Mit Weinstein als Beizmittel gehen die Färbungen mehr ins Orange, mit Zinn(II)-chlorid werden sie braunrot.


Vergleich mit anderen Arten

Aus der Gattung Lawsonia existiert weltweit nur eine einzige Art. Nach der Keimung und dem Austreiben der ersten Blätter kann der Strauch mit einer Vielzahl anderer Pflanzen verwechselt werden. Erst die Blüten und der ausgewachsene Baum zeigen die typischen Merkmale.


Fotos

Bild vergrößern! ZoomHennastrauch: Getrocknete Blätter und Stängel.
Bild vergrößern! ZoomHennastrauch: Blätter und Stängel gemahlen.
Bild vergrößern! ZoomWolle mit Alaun vorgebeizt und mit Henna gefärbt.
Bild vergrößern! ZoomAlaunbeize (links), Weinstein (Mitte), Zinn(II)-chlorid (rechts).
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