Der Färber-Ginster ist ein Halbstrauch mit einer langen Pfahlwurzel, die bis zu einen Meter tief wurzelt. Die Wurzelknöllchen entstehen durch stickstoffbindende Bakterien der Gattung Bradyrhizobium. Die Zweige haben keine Dornen, dafür eine kahle Rinde und weiter oben eine anliegende Behaarung. In oberen Teil sind sie mit lanzettlich-elliptischen, ungeteilten Blättern besetzt, die wechselständig stehen und auch im Winter grün sind. Die gelben Schmetterlingsblüten bilden einen kurzen, traubigen Blütenstand. Die Fahne ist ungefähr gleich lang wie das Schiffchen. Die Blütenstiele haben zwei lanzettliche Tragblätter, der Kelch ist glatt oder behaart. Die Blüten werden durch Bienen, Fliegen, Schmetterlinge und Käfer bestäubt. Es entstehen Hülsenfrüchte von zwei bis drei Zentimeter Länge, die in der Regel kahl, gelegentlich auch dicht behaart sind. Bei der Reife sind die Hülsen und auch die Samen darin dunkelbraun bis schwarz, durch Sonneneinstrahlung erwärmen sie sich schnell und springen dann auf.
Färber-Ginster wächst auf halbtrockenen, basenreichen Böden mit viel Sonne. Man findet ihn in England, in Mittel- und Südeuropa und in Asien. Die Pflanze ist in einigen Regionen gesetzlich geschützt, zum Beispiel in den Schweizer Kantonen Aargau und Thurgau. Sie wächst meistens nur noch an Straßen- und Wegrändern oder wird in Bauerngärten kultiviert.
Geschichte
Die alten Römer färbten mit der Pflanze schon Wolle und Leinen. Färber-Ginster war in England zur Zeit des Königs Edward III. (1312–377) die wichtigste Pflanze für Gelbfärbungen. Durch eine Überfärbung von Färberwaid stellte man das berühmte „Kendalgrün“ her. Das Grün erhielt seinen Namen von der Stadt Kendal, in dessen Umgebung der Färberginster in großer Anzahl wuchs. Die Färbemethode wurde von Emigranten aus Flandern eingeführt.
Toxikologie und Verwendung
Färber-Ginster enthält wie alle Ginsterarten die toxischen Alkaloide Cystin und Spartein, die Lähmungen und Krämpfe erzeugen können. In der Volksmedizin verwendete man das Kraut als harntreibendes Mittel oder zur Behandlung von Rheuma.
Farbstoff und Färbetechniken
Der gelbbraun färbende Farbstoff Luteolin zählt zu den Flavonen. Er findet sich in den Blüten, Blättern und Zweigen. Die färbenden Pflanzenteile werden am besten schon vor der Blüte gesammelt und getrocknet. Der Färbeprozess erfolgt wie bei der Reseda auf vorgebeizter Wolle. Mit einer Alaunbeize erhält man ein blasses Gelb, das durch eine Nachbehandlung mit Eisen(II)-sulfat dunkelbraun wird. Gibt man während der Färbung wenig Kalk zum Färbebad hinzu, sind sehr schöne goldgelbe Färbungen auf der Wolle möglich. Diese reichen fast an die Farbintensität der Reseda-Färbungen heran (siehe Farbmuster unten).

Luteolin-Molekül.
Vergleich mit anderen Arten
Die Blüten des Färberginsters ähneln den Blüten anderer Ginster-Arten der Gattung Genista. Der Deutsche Ginster Genista germanica L. unterscheidet sich unter anderem durch seine Zweige, die im jungen Stadium dicht behaart und im alten Stadium mit langen, grünen Dornen besetzt sind. Die Fahne der Blüte ist kürzer als das Schiffchen. Behaarter Ginster Genista pilosa L. wächst als kleiner Zwergstrauch auf Heiden und Magerwiesen. Die Zweige sind dornenlos, die Blätter stehen in Büscheln, die Blattspreiten sind unten mit Seidenhaaren versehen. Die Blüten sind deutlich kleiner als beim Färberginster. Der Besenginster Cytisus scoparius (L.) Link ist keine Ginsterart, sondern er zählt zur Gattung Geißklee Cytisus. Er hat zwar ähnliche Blüten, diese Pflanze ist aber nicht wintergrün, ihre winzigen Blätter sind dreigeteilt. Die langen Griffel der Blüten erscheinen nach dem Aufblühen spiralig eingerollt. Aus den Bastfasern des Besenginsters wurden früher Besen und Seile hergestellt. Die Blätter und Blüten eignen sich ebenfalls zum Färben.
Fotos
Darstellungen in alten Büchern
Der britische Botaniker und Kurator des Botanischen Gartens in Oxford William Baxter (1787–1871) gab zwischen 1834 und 1843 ein botanisches Werk mit dem Titel British Phaenogamous Botany heraus. In den sechs Bänden waren 509 handkolorierte Kupferstiche und die Beschreibungen der Pflanzen enthalten. Die Druckvorlagen erstellten der Glasmaler Isaac Russell und der Zeichner C. Matthews. Die Kolorierungen nahmen Baxters Töchter und Schwiegertöchter vor. Der originale Kupferstich befindet sich im Besitz des Autors, der auch die Reproduktion daraus erstellte.