Weißer Senf  Sinapis alba L.
Kreuzblütler, Juni bis September, 30 bis 80 cm
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Standort  Kulturpflanze in Gärten.
Wirkstoffe  Senfölglycosid Sinalbin, Eiweiße, fette Öle, Schleimstoffe, Triterpene.
Droge  Samen Sinapis albae semen.

Beschreibung

Merkmale  

Weißer Senf ist eine einjährige Pflanze, die im Mittelmeergebiet beheimatet ist und in den Gärten kultiviert wurde. Sie wächst in Mitteleuropa auch auf Äckern und vereinzelt auf Ruderalflächen. Die gestielten Blätter stehen wechselständig am Stängel, sie sind gegliedert und gezähnt, die oberen fiederspaltig. Die Blüten bilden Doldentrauben als Blütenstände. Ihr Durchmesser beträgt bis zu einem Zentimeter. Die vierzähligen Kreuzblüten enthalten vier gelbgrüne Kelchblätter und vier hellgelbe Kronblätter, sowie vier bis sechs Staubblätter. Die verschiedenen Senf-Arten lassen sich vor allem an der Frucht unterscheiden. Beim Weißen Senf sind die Schoten drei bis vier Millimeter dick und borstig behaart, am Ende sind sie mit einem bis zu zweieinhalb Zentimeter langen, abgeflachten Schnabel versehen (Foto oben rechts). Die Schoten enthalten bis zu acht Samen.


Geschichte

Weißer Senf wird seit dem Altertum als Heil- und Nahrungspflanze angebaut. Verwendet werden vor allem die hellgelben Samen in der Schotenfrucht. Der Ursprung der Pflanze liegt im östlichen Mittelmeergebiet und in Asien. Die Römer würzten ihren Wein mit Senf. Sie verwendeten die Pflanze auch als Gemüse. Dioskurides empfiehlt Umschläge mit Senf bei Magenreizungen und die Anwendung bei Leber- und Milzerkrankungen oder bei Haarausfall. In Mitteleuropa werden die Samen des Senfs erst seit dem Mittelalter zum Würzen von Speisen eingesetzt.


Heilwirkung


Beim Zerreiben der Senfsamen wird das Sinalbin enzymatisch gespalten. Dabei entsteht das hautreizende Hydroxybenzylsenföl. Es wirkt schmerzstillend, entzündungshemmend und keimtötend. Innerlich eingenommen wird die Verdauung und der Appetit gefördert, auch eine abführende Wirkung ist bekannt.

Hinweis: Vor dem Einsatz einer Droge aus einer Heilpflanze sollte man sich über mögliche Nebenwirkungen informieren und einen Apotheker, einen Arzt oder eine beruflich fachkundige Person befragen. Bei bestimmten Krankheiten oder Personengruppen, insbesondere bei Kleinkindern, besteht die Gefahr, dass Komplikationen auftreten.


Anwendung


Die Volksmedizin empfiehlt das tägliche Einnehmen von zehn Senfkörnern mit wenig Wasser bei Sodbrennen, Völlegefühl oder bei Entzündungen an der Gallenblase. Frisch gemahlene und mit Wasser versetzte Samen werden in einem Leinentuch als Umschläge eingesetzt. Solche „Senfpflaster“ reizen die Haut, sie fördern aber die Durchblutung. Auf der Brust wirken sie gegen Grippe und Bronchitis, am Rücken bei Rheuma. Derartige Anwendungen werden heute aufgrund der möglichen Nebenwirkungen aber kaum noch empfohlen.

Zur Herstellung des Speisesenfs werden die Samen in einer Walze geschrotet, mit Traubenmost und Essig versehen und nach einer bestimmten Gärungszeit zu einer Paste verarbeitet. Weißer Senf ergibt einen milderen Senf als Schwarzer Senf. Der Weiße Senf wird aufgrund der hellgelben Farbe der Senfkörner manchmal auch Gelber Senf genannt.


Vergleich mit anderen Arten

Schwarzer Senf zählt nicht zur Gattung Senf, sondern er ist eine Pflanze aus der Gattung Kohl Brassica. Die Blätter sind eiförmig-lanzettartig gegliedert oder fiederspaltig, die oberen Blätter sind gestielt und ungeteilt. Die Blüten bilden traubige Blütenstände, Tragblätter sind nicht vorhanden. Die Kreuzblüten enthalten vier freistehende, grüne Kelchblätter, vier schwefelgelbe Kronblätter und sechs Staubblätter. Es bildet sich eine aufrecht stehende, glatte Schotenfrucht mit einem dünnen Schnabel. Diese enthält vier bis zwölf dunkelbraune Samen.

Bild vergrößern!ZoomWeißer Senf: Geöffnete Schote mit unreifen Samen.
Bild vergrößern!ZoomWeißer Senf: Samen als Gewürz (auch „gelber“ Senf).
Bild vergrößern!ZoomSchwarzer Senf: Geöffnete Schote mit reifen Samen.

Der Acker-Senf Sinapis arvensis L. hat gezähnte oder (weiter unten) leicht fiederteilige Blätter mit einem großen Abschnitt am Ende. Die vier gelben, zur Seite vollständig abstehenden Kronblätter sind an der Basis lang genagelt und doppelt so lang wie die vier gelbgrünen, weit abstehenden Kelchblätter. Die bis zu 6,5 Zentimeter langen Schoten sind kahl und stehen waagerecht bis aufrecht, der Schnabel ist kaum gekrümmt. Sie enthalten einen oder zwei Samen. Beim Acker-Senf sind die Blütenstände meist stark verzweigt und breit ausladend, während sie beim ähnlichen Barbarakraut eher kompakt beieinander stehen und zusammen mit den anderen Pflanzen ein Blütenmeer bilden. Der Stängel ist kantig, die Stängelblätter oben sind ungeteilt und gelappt, sie umfassen mit ihren Öhrchen den Stängel. Die unteren Stängelblätter haben zwei bis fünf Paar schmale Seitenfiedern. Die vier gelben Kronblätter bilden unten zusammen mit den anliegenden, gelbgrünen Kelchblättern einen Kelch, nur die obere Hälfte breitet sich aus. Die Schoten stehen waagrecht bis aufrecht und sitzen auf Stielen. Das Barbarakraut ist eine Pionierpflanze in Kiesgruben oder Ruderalflächen.

Bild vergrößern!ZoomAcker-Senf: Blütenstand mit genagelten Kreuzblüten.
Bild vergrößern!ZoomAcker-Senf: Habitus mit Blütenständen und Blättern.
Bild vergrößern!ZoomBarbarakraut: Typischer Habitus der Pflanze.


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