Rainfarn  Blütenkörbchen Giftige Bestandteile!
Tanacetum vulgare L.
Juni bis September, 60 bis 130 cm
Korbblütler  Asteraceae

Standort 

Halbtrockene, sandige, nährstoffreiche Böden, liebt Licht und Wärme; Ruderalflächen, Unkrautfluren, Schuttplätze, Bahndämme, Uferböschungen.

Lebensdauer
Ausdauernde Pflanze.

Verwechslung
Aufgrund der fehlenden Zungenblüten kaum mit anderen Tanacetum-Arten wie Mutterkraut zu verwechseln.
Bild vergrößern!LupeRainfarn: Körbchen und Blätter.
LupeRöhrenblüten.
Merkmale
Geschichte
Toxikologie
Färberpflanze
Artenvergleich
Beschreibung
Merkmale

Die Pflanze besitzt einen aromatisch-herben Geruch und schmeckt bitter. Sie bildet ein Rhizom und wurzelt relativ tief. Die austreibenden Blätter erinnern etwas an ein Farn, daher stammt der Name. Der starre, aufrechte Stängel ist nur im oberen Bereich verzweigt. Der ganze Stängel ist mit wechselständig stehenden Blättern besetzt. Die unteren sind gestielt. Die fiederteiligen Blätter haben spitz gesägte, schmal-lanzettliche Abschnitte. Sie können bis zu 25 Zentimeter lang und bis zu 10 Zentimeter breit werden. Die Blütenkörbchen stehen in doldigen Schirmrispen, sie erreichen bis zu 12 Millimeter Durchmesser. Sie besitzen keine Zungenblüten, enthalten aber bis zu 100 goldgelbe Röhrenblüten, die zwittrig sind und vorweiblich blühen. Die Hüllblätter haben gegen die Spitze einen häutigen Rand, der hell erscheint. Es entstehen bis zu zwei Millimeter lange, meist fünfkantige Achänen ohne Pappus mit einem krönchenähnlichen Saum. Die Pflanze bietet leicht zugänglichen Nektar für Insekten. Sie ist Wirtspflanze für die Raupen zahlreicher Schmetterlinge, auch verschiedene Blatt- und Rüsselkäfer leben in der Pflanze. Rainfarn kann sich vegetativ vermehren und ist dann sehr invasiv.


Geschichte

In der Antike wird der Rainfarn als Heilpflanze nicht erwähnt, erst Karl der Große berichtet von einem Anbau. Die Pflanze wurde seit dem Mittelalter in der Naturheilkunde als Wurmmittel – auch bei Rindern – und bei Verdauungsstörungen eingesetzt. Mit Kräutersträußen aus Rainfarn zu Mariä Himmelfahrt glaubte man, sich vor Hexen und Zauberern schützen zu können. Oft warf man zu diesem Zweck die Sträuße in den Herd. Bei Gewittern verbrannte man die Sträuße im Kamin, in der Hoffnung, dass dadurch der Blitz abgehalten würde.


Toxikologie und Verwendung als Heilpflanze

Alle Pflanzenteile enthalten stark duftende ätherische Öle, wie Campher, Borneol und das mentholartig riechende Thujon. Letzteres wirkt toxisch auf das Nervensystem. In höheren Konzentrationen kann es Krämpfe, Schwindel und Halluzinationen auslösen, schlimmstenfalls kann die Vergiftung tödlich enden. Auch Terpene, Flavonoide und Cumarine sind reichlich enthalten. Rainfarn diente früher als Wurmmittel und wurde in Duftkissen als Abwehrmittel gegen Motten eingesetzt. Die getrockneten Blätter sollen Fliegen vertreiben, wenn sie in Pferdeställen aufgehängt werden. Aufgrund ihrer Giftigkeit wird die Pflanze nicht mehr für die Heilkunde verwendet.


Farbstoff und Färbetechniken

Die Blüten und Blätter enthalten als färbende Bestandteile Luteolin, Quercetin und Carotinoide. Wenn die Pflanze in voller Blüte steht, werden die Blüten und Blätter gesammelt. Da die Pflanze hautreizende Stoffe enthält, sollte man dabei Handschuhe tragen. Nach dem Trocknen verfährt man wie bei der Reseda. Die Wolle wird vorgebeizt, und das Färben erfolgt unter Kalkzugabe. Man erhält je nach Beize gelbe bis olivbraune Färbungen.


Vergleich mit anderen Arten

Aufgrund der fehlenden Zungenblüten kann der Rainfarn kaum mit anderen Tanacetum-Arten wie Mutterkraut verwechselt werden. Auch die Echte Kamille besitzt neben den gelben Röhrenblüten weiße Zungenblüten.


Fotos

Bild vergrößern! ZoomRainfarn: Blütenkörbchen nach der Ernte.
Bild vergrößern! ZoomFärbungen auf Wolle: Alaunbeize (links), Eisen(II)-sulfat.
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