Merkmale
Die Kanadische Goldrute wird bis zu zwei Meter hoch und besitzt Rhizome mit weitreichenden unterirdischen Ausläufern. Der grüne Stängel ist von unten an kurz behaart. Die lanzettlichen Blätter sind auf der Unterseite dicht behaart, sie sind schmaler als bei der Echten Goldrute. Sie stehen locker, der Blattrand ist gesägt. Der Durchmesser der Körbchen beträgt nur drei bis sechs Millimeter, die gelben Zungenblüten sind etwa gleich lang oder nur wenig länger wie die gelben Röhrenblüten. Damit sind sie kürzer als die der Echten Goldrute und die der Riesen-Goldrute. Mehrere Körbchen sitzen auf Zweigen, sie bilden einseitswendige Rispen. Es entstehen Achänen mit einer Haarkrone als Pappus.
Geschichte, Einstufung als invasiver Neophyt
Die kanadische Goldrute war ursprünglich in Kanada und im Norden der USA beheimatet. Die Indianer verwendeten die Pflanze zur Heilung von Schlangenbissen. Sie kam zwischen 1640 und 1650 nach Paris und wurde dort in Gärten angepflanzt. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts hat sie sich in Europa verbreitet. Die anpassungsfähige Pflanze liebt brachliegende Äcker oder Bahndämme. Sie mag Schutthalden, man findet sie aber auch in Ufernähe.
Die Pflanze konnte sich in Europa so gut verbreiten, weil ihr hier die natürlichen Feinde fehlen und sie im Gegensatz zur Echten Goldrute lange unterirdische Ausläufer hat. In Nordamerika wird sie von Fraßinsekten gefressen. Als invasiver Neophyt verdrängt sie in Europa die einheimischen Pflanzen. Pro Stängel können bis zu 19000 Samen verbreitet werden. In der Schweiz wurden die Kanadische Goldrute und auch die Riesen-Goldrute auf die Schwarze Liste der invasiven Neophyten gesetzt. Nach der seit 2024 gültigen Freisetzungsverordnung dürfen diese Pflanzen nicht mehr verkauft oder angepflanzt werden. Bestehende Bestände sind davon nicht betroffen.
Verwendung
Die Kanadische Goldrute kann wie die Echte Goldrute verwendet werden. Sie wird in der Heilkunde als harntreibendes und entzündungshemmendes Mittel eingesetzt. Neben ihrer Verwendung als Färberpflanze würde sie sich auch zur Gewinnung von Kautschuk eignen, der in den Blättern enthalten ist. Manche Allergiker reagieren auf die Pflanze, wenn sie im Garten wächst.
Farbstoff und Färbetechniken
Die Pflanze enthält als farbgebende Bestandteile Quercitrin, Rutin, Quercetin und Astragalin, sowie Kämpferolrhamnoglucosid und Gerbstoffe. Verwendet werden die Blüten und die Stängel. Gefärbt wird wie bei der Reseda. Je nach Konzentration und Beize erhält man goldgelbe bis braunrote Färbungen. Da der Neophyt aber eine Gefährdung für die einheimischen Pflanzenarten darstellt, wird empfohlen, in Europa nur mit der Echten Goldrute zu färben.
Vergleich mit anderen Arten
Bei der ähnlichen Riesen-Goldrute (auch Spätblühende Goldrute) Solidago gigantea Aiton ist der Stängel bis unter den Blütenstand kahl. Die Blätter sind unterseits nicht behaart, sondern nur am Rand. Die Zungenblüten sind länger als die der Kanadischen Goldrute. Dadurch tritt das leuchtende Gelb der Blütenkörbchen bei der Pflanze viel mehr hervor. Darüber hinaus gibt es in den Gärten noch weitere Goldrutenarten oder Zuchtformen. Die Runzelige Goldrute Solidago rugosa Mill. wird nur einen Meter hoch, sie wird für die Gärten gezüchtet und bildet mit der Riesen-Goldrute auch Mischformen. Die Hain-Goldrute Solidago nemoralis Aiton ist dieser sehr ähnlich, sie hat längere Blätter. Manche Autoren führen die vier Neophyten unter dem Aggregat Solidago canadensis aggr.. Die heimische Art Echte Goldrute wächst ebenfalls weniger hoch und ist deutlich weniger ausladend, sie hat keine unterirdischen Ausläufer, der Durchmesser der Körbchen ist dafür größer als bei der Kanadischen Goldrute, er erreicht bis zu eineinhalb Zentimeter.
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