Spechte sind optimal an ihren Lebensraum im Wald angepasst. Beim Klettern an Bäumen bieten die Kletterfüße Halt, was durch den harten und gleichzeitig elastischen Stützschwanz noch verbessert wird. Der kräftige Meißelschnabel dient zur Nahrungssuche, aber auch zum Bau von Spechthöhlen. Findet sich in einer Ritze ein Insekt, fahren die Spechte ihre Schleuderzunge aus und spießen die Beute mit den Widerhaken auf. Im Winter ernähren sie sich auch von Samen aus Zapfen von Nadelbäumen. Sie legen die Zapfen in Baumspalten und bearbeiten sie mit dem Schnabel. Unter solchen Spechtschmieden findet man dann oft die Überreste der Mahlzeit.
Buntspecht
Der Buntspecht Dendrocopos major ist eine der häufigsten Spechtarten in Mitteleuropa. Er bewohnt Laub- und Mischwälder, aber auch Park- und große Gartenanlagen. Sein Ruf ist ein lautes und hartes „Kick“. Im Frühjahr kann man sein Trommeln oft hören, wenn er versucht, sein Revier zu markieren und ein Weibchen anzulocken. Ist die Werbung erfolgreich, baut das Spechtpaar eine Spechthöhle. Für den Bau benötigen sie zwei bis vier Wochen. Auf einen kurzen waagerechten Gang folgt eine senkrechte Höhle, in die das Weibchen bis zu sieben Eier legt. Nach eineinhalb Wochen schlüpfen die Jungen, die anfangs noch nackt und blind sind. Die Nesthocker werden drei Wochen lang von den Altvögeln gefüttert, bis sie schließlich selbst flugfähig sind. Junge Buntspechte erkennt man an dem roten Scheitel auf dem Kopf, der aber später nur noch auf dem Hinterkopf als roter Streif bestehen bleibt.
Mittelspecht und Kleinspecht
Der Mittelspecht Leiopicus medius unterscheidet sich vom Buntspecht dadurch, dass der schwarze Bartstreif nicht bis zum Schnabel reicht. Außerdem besitzen erwachsene Tiere einen roten Scheitel. Während der Buntspecht mit einem lauten Ticken warnt, klingt der Warnruf des Mittelspechts wie ein Schrei. Der Kleinspecht Dryobates minor ähnelt einem Mittelspecht, er ist aber mit maximal 16 Zentimeter Körperlänge nur etwa so groß wie ein Fink und hat einen kurzen, spitzen Schnabel.
Grünspecht und Grauspecht
Der Grünspecht Picus viridis ist leicht an seinem olivgrünen Gefieder und seiner roten Kopfzeichnung zu erkennen. Grünspechte trommeln nur sehr selten. Sie suchen ihre Nahrung vorwiegend am Boden. In die Bauten der Ameisen schlagen sie Löcher und holen die Insekten mit ihren langen, klebrigen Zungen heraus. Der Ruf des Grünspechts klingt in etwa wie ein „Kjü-kjü-kjü-kjü-kjük“, er ist unverwechselbar und relativ häufig zu hören. Der Grauspecht Picus canus lässt sich vom Grünspecht durch die Kopfzeichnung gut unterscheiden. Das Weibchen ist am Scheitel ganz grau, das Männchen hat nur einen roten Vorderscheitel. Im Gefieder ist deutlich weniger Grün enthalten. Grauspechte trommeln viel häufiger als Grünspechte. Der Ruf ist dem Grünspecht sehr ähnlich, allerdings nimmt die Tonhöhe gegen Ende ab. Dadurch wirkt der Ruf klagender, während beim Grünspechtruf die Tonhöhe ziemlich konstant bleibt. Grünspechte halten sich wie die Grünspechte vorwiegend am Boden auf.
Weitere Spechtarten
Der Schwarzspecht Dryocopus martius ist mit einer maximalen Körperlänge von bis zu 46 Zentimeter der größte europäische Specht. Er ist leicht an seinem ganz schwarzen Gefieder und der roten Kopfhaube zu erkennen. Im Gegensatz zu den anderen Spechten fliegt er nicht wellenförmig, sondern eher schwerfällig. Im Flug lässt er ein lautes „Kliööh“ oder ein „Krrü-krrü“ von sich hören. Schwarzspechte ernähren sich vor allem von Ameisen und Insekten. Der Weißrückenspecht Dendrocopos leucotos ist deutlich größer als ein Buntspecht. Ihm fehlen die großen, weißen Schulterflecken. Der Dreizehenspecht Picoides tridactylus ist die einzige europäische Spechtart mit drei Zehen, die vierte Zehe ist nur noch im Ansatz vorhanden. Er hat kein Rot im Gefieder. Der Wendehals Jynx torquilla (siehe Titelfoto rechts) unterscheidet sich von den anderen Spechten durch seine schlankere Form und den fehlenden Meißelschnabel. Aufgrund seines rindenfarbigen Gefieders ist er nur schwer zu entdecken. Manchmal sieht man ihn am Boden hüpfend, wenn er Ameisen sucht. Sein Schwanz besitzt keine Stützfunktion. Wendehälse leben in Auwäldern, Parks oder Obstgärten und bauen keine Spechthöhlen. Sie werfen die früheren Bewohner oder deren Jungvögel aus der Höhle und brüten dann selbst darin.
Filme und Audios
Arbeitsaufträge
1. Schildere wie der Buntspecht an die Nahrung unter der Borke kommt!
2. Existiert dazu ein weiteres wichtiges Organ außer dem Schnabel?
3. Baut der Buntspecht mit dem Klopfen seine Höhle oder verfolgt er damit einen anderen Zweck?
4. Kann man an diesem Geräusch einen Buntspecht identifizieren?
5. Hast du den Ruf des Grünspechts schon einmal gehört? Falls ja, wo?
6. An was erinnert dich der Ruf des Grünspechts?
7. Wie unterscheidet sich der Ruf des Grauspechts vom Grünspecht?