Merkmale
Der Komoren-Quastenflosser ist ein bis zu zwei Meter langer Fisch mit einer blauen Färbung und weißen Flecken. Das Skelett der Brust- und Bauchflossen ist teilweise verknöchert und mit Muskulatur versehen. Diese Eigenschaft unterscheidet den Quastenflosser von allen anderen Fischen, er gehört mit dem Lungenfisch zu den „Fleischflossern“. Auf den Flossen sitzen zweiseitige Flossenstrahlen wie eine „Quaste“. Da die Brust- und Bauchflossen fast die Funktion von Gliedern besitzen, könnte der Fisch sich am Boden oder auf Felsvorsprüngen abstützen. Doch wie sich gezeigt hat, verwendet der Fisch seine Flossen fast ausschließlich zum Schwimmen.
Der Quastenflosser gehört wie auch die Lungenfische zu den Choanenfischen, die innere Nasenöffnungen besitzen. Die Lungenfische können im Wasser mit Kiemen und an der Luft mit einem aus der Schwimmblase weiterentwickelten, lungenähnlichen Organ atmen. Dies können die heutigen Quastenflosser zwar nicht, aber sie besitzen in der Nähe des Darmes eine fettgefüllte, sackartige Ausstülpung, die als Überbleibsel einer ehemaligen Lunge angesehen wird. Frühere und ausgestorbene Quastenflosserarten konnten damit wahrscheinlich atmen.
Lebensweise
Tagsüber halten sich die Quastenflosser in Grupppen in großen Lavahöhlen in 150 bis 200 Meter Meerestiefe auf. In der Nacht gehen sie einzeln auf die Jagd. Gelangt ein Fisch in die Nähe eines Quastenflossers, kann dieser mit seiner starken Schwanzflosse sehr schnell beschleunigen. Obwohl der Quastenflosser viele Millionen Jahre überlebt hat, ist er heute vom Aussterben bedroht.
Bedeutung in der Evolutionsgeschichte
In der Evolutionsforschung sind die Quastenflosser von großer Bedeutung. Aus einer Art, die früher im Süßwasser lebte, haben sich die ersten Landwirbeltiere entwickelt. Die knochenverstärkten Flossen gelten als Vorläufer der späteren Gliedmaßen. Frühere Quastenflosserarten waren auch die ersten, welche eine Lunge entwickelten. Insofern kann der Quastenflosser als Brückentier zwischen den Fischen und den Amphibien angesehen werden. Bis 1938 hielt man die Quastenflosser für ausgestorben. Die Wiederentdeckung ist eine abenteuerliche Geschichte:
Am 22. Dezember 1838 begutachete Marjorie Courtenay-Latimer (1907–2004) in East-London an der Ostküste Südafrikas einen Fang mit Haien von einem Fischkutter. Als Kustodin des Städtischen Museums hatte sie zuvor einen Anruf erhalten. Ihr fiel ein stark ramponierter, stahlblauer Fisch auf, der mehr als eineinhalb Meter lang war und 114 Pfund wog. Als Besonderheit hatte der Fisch einen stark ausgeprägten Unterkiefer, große Schuppen und merkwürdig abstehende Flossen. Sie nahm den Fisch mit in ihr Museum und versuchte ihn zu bestimmen. Da ihr das nicht gelang, fertigte sie eine Zeichnung an und schickte diese an ihren Freund Professor J.L.B. Smith, der an der Rhodes-Universität in Grahamstown lehrte und schon zahlreiche Fische neu entdeckt hatte. Berühmt ist sein Zitat: „Ich wäre kaum erstaunter gewesen, wenn mir auf der Straße ein Dinosaurier begegnet wäre". Bisher galt dieser Fisch schon seit Jahrmilllionen ausgestorben, er war nur aus fossilen Versteinerungen bekannt. Professor Smiths Kommentar: „So unglaublich es schien, ich musste den Fisch als einen Hohlstachler bestimmen. Zu Ehren von Miss Latimer nannte ich ihn Latimeria." Der Artname chalumnae ist nach dem Fluss Chalumna benannt, wo man ihn an der Mündung gefangen hatte.
Professor Smith ließ in allen Häfen Flugblätter mit einem „Fahndungsaufruf“ und einer Belohnung aushängen. Die Geduld zahlte sich erst im Jahr 1952 aus, als ein zweiter Quastenflosser gefangen wurde. Später kam heraus, dass der wohlschmeckende Fisch bei der indigenen Bevölkerung der Komoren schon lange unter der Bezeichnung „Kombessa“ bekannt war. Es dauerte wieder viele Jahre, bis es gelang, einen Quastenflosser zu filmen: Dem Verhaltensforscher Hans Fricke wurde 1987 diese Ehre zuteil.
Artenvergleich
Im Jahr 1997 entdeckte man dann schließlich eine zweite noch lebende Quastenflosser-Art auf der anderen Seite des Indischen Ozeans: Der Manado-Quastenflosser lebt vor der Küste Indonesiens. Die Lebensweise und das Aussehen sind fast identisch, mit einer einzigen Ausnahme: Diese Art erscheint nicht blau mit weißen Flecken, sondern braun mit hellen Flecken. Ursprünglich gab es zehn Quastenflosser-Familien. Von den ehemals 70 Arten leben nur noch die beiden hier genannten Arten.
Grafiken zum Quastenflosser