Klatsch-Mohn  Vierzählige Blüte Giftige Bestandteile!
Papaver rhoeas L.
Mai bis Juli, 30 bis 90 cm
Mohngewächse  Papaveraceae
Standort 
Stickstoffreiche Böden, liebt Sonne und Getreidefelder; Wegränder, Straßenböschungen, Bahndämme, Ödflächen.

Lebensdauer
Ein- bis zweijährige Pflanze.

Verwechslung
Andere rot blühende Mohnarten; zum Beispiel Saat-Mohn (Stängel anliegend behaart, Kapsel schmaler, 4 bis 9 Narbenstrahlen); Sand-Mohn (Kapsel borstig behaart, keulenartig schmal und lang, 4 bis 6 Narbenstrahlen, Blätter anliegend behaart).
Klatsch-MohnLupeKlatsch-Mohn: Blüte.
Klatsch-Mohn: FruchtknotenLupeBlüte innen.
Merkmale
Besonderheiten
Toxikologie
Verbreitung
Artenvergleich
Fotogalerie
Beschreibung
Merkmale

Der Stängel wie auch die Laubblätter und die Blütenstiele sind beim Klatsch-Mohn oft (nicht immer) waagerecht abstehend borstig behaart. Die Blätter erreichen bis zu 15 Zentimeter Länge, sie sind einfach bis doppelt fiederspaltig und haben spitze Zipfel. Vor der Blüte sind zwei behaarte Kelchblätter vorhanden, die zur Öffnung der Blüte abfallen. Die vier leuchtend roten und sehr dünnen Kronblätter bilden eine große Blütenkrone mit fünf bis zehn Zentimeter Durchmesser. Sie überdecken sich in weiten Bereichen. Am Grund der Blüte befindet sich oft ein dunkler Fleck, der auch hell umrandet sein kann. In der Mitte befindet sich der dicke Fruchtknoten mit verwachsenen Fruchtblättern, er hat einen scheibenartigen Deckel, darauf befinden sich 8 bis 14 Narbenstrahlen. Darum herum stehen 164 Staubblätter mit bräunlichen Staubbeuteln, sie enthalten einen grünlich schwarzen Pollen. Es entsteht eine verkehrt-eiförmige, am Grund abgerundete Kapselfrucht, die maximal doppelt so lang wie breit ist. Die winzigen Samen sind nur einen halben Millimeter lang.


Besonderheiten

Die Kronblätter sind in der Blütenknospe zusammengedrückt. Sie entfalten sich beim Öffnen. Die Scheibe auf dem Fruchtknoten dient als Landeplatz für Insekten wie Honigbienen, Hummeln oder Schwebfliegen. Die Hummeln fördern die Abgabe des Pollens, in dem sie ein vibrierendes Brummen vernehmen lassen. Pro Blüte können bis zu 2,5 Millionen Pollenkörner herausgestreut werden. Dies erfolgt vor allem am Morgen. Eine Blüte blüht nur bis maximal drei Tage. Die Kapselfrucht besitzt unter ihrer Deckelscheibe Porenfächer, aus denen der Samen herausgestreut wird. Eine Kapsel enthält ungefähr 2000 Samen. Durch die Porenfächer bläst der Wind, so dass die Samen aus der Kapsel herausgeblasen werden. Die reife Kapsel verfängt sich auch in Tierfellen, so dass auch so eine Ausbreitung der Samen erfolgt. Auch der Mensch trägt dazu bei, weil er vom leuchtenden Rot der Blüte fasziniert ist und die Pflanze kultiviert.

Der Name Klatsch-Mohn bezieht sich darauf, dass ein Kronblatt mit lautem Knall zerplatzt, wenn man es auf den zu einem Kreis gebogenen Zeigefinger und Daumen legt und dann mit der flachen Hand darauf schlägt. Der Name Mohn bezeichnete ursprünglich den Schlaf-Mohn. Der lateinische Gattungsname Papaver für Mohngewächse ist vom keltischen Wort papa („Kinderbrei“) angeleitet. Früher soll man den Kleinkindern einen Beruhigungs-Tee verabreicht haben, der aus den Kapseln des Schlaf-Mohns abgebrüht wurde. Diese gefährliche Anwendung eines Opioids ist heute aus gutem Grund verboten. Mohn gilt als Symbol für die Erde oder auch für den Schlaf und das Vergessen allgemein.


Toxikologie und Verwendung

Der Klatsch-Mohn enthält in allen Pflanzenteilen mit Ausnahme der Samen toxische Papaverin-Alkaloide wie Rhoeadin. Der Milchsaft ist besonders damit angereichert. Bei Verletzungen tritt er aus und dient dem Wundverschluss. Wenn Tiere die Pflanze fressen, können Vergiftungssymptome wie Krämpfe oder epileptische Anfälle auftreten. Im Gegensatz zum Schlaf-Mohn sind keine Opioide enthalten.

Die roten Kronblätter dienten früher zur Herstellung einer roten Tinte. Die Samen verwendete man schon im Altertum als nussartig-aromatisches Gewürz im Gebäck. Aus den Samen lässt sich ein Öl herauspressen. Mohn ist eine extrem beliebte Zierpflanze in Gärten und Parks. Es werden auch Sorten mit gefüllten Blüten gezüchtet.


Verbreitung und Gefährdung

Die Pflanze ist weit verbreitet, ihr Bestand ist nicht gefährdet. Sie stammt ursprünglich aus dem Mittelmeergebiet und wurde durch den Menschen in der ganzen Welt verbreitet. Der Klatsch-Mohn sucht die Gesellschaft der Kornblume und auch der Kornrade Agrostemma githago L.. Dieses Nelkengewächs mit den bis zu vier Zentimeter breiten Blüten ist heute gesetzlich geschützt. Die Pflanze war früher in Getreidefeldern sehr gefürchtet, ihre Samen sind toxisch, sie können das Mehl verunreinigen.


Fotos zum Klatsch-Mohn

Bild vergrößern!ZoomBlüte und typische Blätter des Klatsch-Mohns.
Bild vergrößern!ZoomGrößerer Ausschnitt aus einer Pflanze im Topf.
Bild vergrößern!ZoomBehaarte Kelchblätter und „eingepackte“ Blütenkronblätter.
Bild vergrößern!ZoomBlüten des Klatsch-Mohns in verschiedenen Stadien.
Bild vergrößern!ZoomFruchtknoten mit Deckel und Narbenstrahlen, Staubblätter.
Bild vergrößern!ZoomLängsschnitt durch die noch unreife Frucht mit Samen.
Bild vergrößern!ZoomUnreife Kapselfrüchte des Klatsch-Mohns nach der Blüte.
Bild vergrößern!ZoomMohn zwischen Olivenbäumen in der Provence.
Bild vergrößern!ZoomVerträumtes Mohnfeld irgendwo in Ungarn.
Bild vergrößern!ZoomMohnfeld in Ungarn aus anderer Perspektive.
Bild vergrößern!ZoomKlatsch-Mohn und Kornblumen auf einem Feld.
Bild vergrößern!ZoomKlatsch-Mohn in Gesellschaft der Kornrade auf einem Feld.
Bild vergrößern!ZoomKlatsch-Mohn: Reife, bereits offene Kapsel.
Bild vergrößern!ZoomSeitlich geöffnete Kapsel mit Samen in den Porenfächern.
Bild vergrößern!ZoomDeckel entfernt: Porenfächer mit Samen von oben.
Bild vergrößern!ZoomReife Samen in den Porenfächern von oben.



Vergleich mit anderen Arten

Der Klatsch-Mohn wird gelegentlich mit dem ebenfalls rot blühenden Saat-Mohn Papaver dubium L. verwechselt. Bei diesem ist die Behaarung am Stängel überwiegend anliegend. Die Fruchtkapsel ist walzenartig schmaler, sie hat nur vier bis neun Narbenstrahlen. Die Blüte erscheint etwas kleiner, die eher orangeroten Blumenkronblätter überdecken sich nicht so stark. Es kommen auch Hybriden zwischen den Arten vor. Beim Sand-Mohn Papaver argemone L. ist die borstig behaarte Kapsel noch schmaler, sie ist keulenartig langgezogen. Die Kapsel hat nur vier bis sechs Narbenstrahlen, die Blätter sind anliegend behaart. Die vier orangeroten Kronblätter beim Sand-Mohn sind deutlich schmaler. Beide Arten bevorzugen eher Standorte mit sandigem Untergrund. Der Schlaf-Mohn Papaver somniferum L. hat einen dickeren Fruchtknoten und rosa bis violette oder selten auch weiße Blütenkronblätter, die im Zentrum dunkler gefärbt sind


Fotos zu den vergleichenden Arten

Bild vergrößern!ZoomSaat-Mohn: Hier hat die Kapsel acht Narbenstrahlen.
Bild vergrößern!ZoomSaat-Mohn: Längliche Kapsel, anliegende Behaarung.
Bild vergrößern!ZoomSand-Mohn mit langer, keulenartiger Kapsel.
Bild vergrößern!ZoomSchlaf-Mohn: Dickerer Fruchtknoten, violett blühend.
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