Weinraute  Ruta graveolens L.
Rautengewächse, Juni bis Oktober, 30 bis 70 cm
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Standort  Kulturpflanze in Gärten; selten verwildert bei Burgen und Schlössern.
Wirkstoffe  Rutosid, Cumarine Bergapten und Umbelliferon, Furanocumarine, Alkaloide, Nonan-2-on, Gerbstoffe.
Droge
  Kraut Ruta graveolans herba.

Beschreibung

Merkmale  

Die Weinraute ist ein mehrjähriger Halbstrauch, der sich im Winter größtenteils zurückzieht. Der aufrecht stehende, runde Stängel verholzt nur an der Basis. Die Blätter sind ein- bis dreifach fiederteilig. Sie sind blaugrün gefärbt und mit einem wachsigen Überzug versehen. Sie sind drüsig punktiert und duften aromatisch-bitter. Die Blüten bilden rispige Blütenstände. Die vierzähligen, manchmal auch fünfzähligen Blüten enthalten vier (oder fünf) grüne, dreieckige Kelchblätter, vier (oder fünf) spatelförmige, gelbgrüne Kronblätter, zweimal vier (oder fünf) gelbe Staubblätter in zwei Kreisen, sowie einen langen, gebogenen Griffel mit einer kopfigen Narbe. Bei der Weinraute ist die Blütenzahl nicht konstant, es gibt auch Blüten, die nur einen Kreis mit fünf Staubblättern ausbilden. Als Früchte bilden sich mehrkammerige Kapseln, die sich bei der Fruchtreife mit Klappen öffnen und schwarze, kantige Samen herausstreuen.


Geschichte

Der Einsatz der Weinraute als Heilpflanze reicht bis in die Antike zurück. Dort setzte man die Pflanze bei Magenkrankheiten, sowie bei Nieren- und Gelenkschmerzen ein. Die aus dem Mittelmeerraum stammende Weinraute war in den Klostergärten des Mittelalters eine bedeutende Heilpflanze. Die Pflanze diente auch als Abwehr gegen die Pest. Dies hat durchaus seinen Sinn, denn die Ratten (als Pestübertrager) mögen den penetranten Geruch der Pflanze nicht. Auch Katzen und Schlangen vertrieb man mit dem herben, würzig scharfen Geruch der Pflanze.

Der Name geht darauf zurück, dass man die Pflanze früher dem Wein zusetzte, um darin enthaltene Gifte zu bekämpfen. Auch bei Vergiftungen durch Schlangenbisse oder Pilze diente die Weinraute als Gegenmittel. Selbst als Abtreibungsmittel wurde sie eingesetzt. Hierbei kam es zu zahlreichen Todesfällen. Das Weinrautenbeet im Botanischen Garten Paris musste deswegen mit einem Gitter versehen werden. Es gab auch einen Hochzeitsbrauch, bei dem die Weinraute in den Brautkranz als Zeichen der Jungfräulichkeit eingebunden wurde.


Heilwirkungen und Nebenwirkungen


Die Alkaloide wirken keimtötend, krampflösend und hemmen den Austritt von Flüssigkeiten. In der Volksmedizin verwendete man die Weinraute bei Menstruationsbeschwerden oder bei Durchfall. Bei Bindehautentzündungen behandelte man das Auge mit einem wässrigen, meersalzhaltigen Extrakt. Bei Zahnschmerzen legte man zerquetschte Blätter auf die schmerzenden Zähne.

Hinweis: Die Pflanze wird aufgrund der Nebenwirkungen heute nicht mehr als Arzneimittel angewendet. Bei falscher Dosierung treten Schwindel auf, sowie Magen- und Darmverstimmungen. Weinrauten-Öl kann schwere Leber- oder Nierenschäden verursachen. Bei schwangeren Frauen besteht die Gefahr einer Fehlgeburt. Unter Lichteinwirkung kann das Kraut bei Berührung phototoxische Reaktionen auf der Haut verursachen.


Anwendung


Im Grappa, einem Schnaps aus der italienischen Schweiz wird die Weinraute traditionell als Geschmackskomponente verwendet. Als Gewürz wird sie in verschiedenen Fleisch-, Fisch- und Käsegerichten eingesetzt. Das Gewürz darf nur in Spuren zugesetzt werden, da der Geschmack sehr intensiv ist.

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