Merkmale
Tausendgüldenkraut ist ein meist zweijähriges Enziangewächs mit einem vierkantigen, aufrecht stehenden Stängel, der im oberen Teil verzweigt ist. Die elliptischen Grundblätter stehen im ersten Jahr in einer Rosette, die Blätter am Stängel sitzen gegenständig, sie sind lanzettlich und ganzrandig. Die Blüten bilden einen büschelartig verzweigten, scheindoldigen Blütenstand. Eine Blüte besteht aus fünf grünen, röhrig verwachsenen Kelchblättern mit schmalen Kelchzähnen, sowie aus fünf freien, rosaroten Kronblättern mit ausgebreiteten Zipfeln, fünf weißen Staubblättern mit gelben Staubbeuteln und einem oberständigen Fruchtknoten, aus dem zwei Griffel mit gelben Narbenlappen wachsen. Es entsteht eine zweiklappige Kapselfrucht.
Geschichte
Der lateinische Name bezieht sich auf den Zentauren Chiron der griechischen Sage. Seine Wunden sollen durch die Pflanze geheilt worden sein. Durch falsche Übersetzungen wurde daraus zunächst der deutsche Name „Hundertguldenkraut“ (centum, „hundert“ und aurum, „Gold“). Der griechische Arzt Dioskurides empfiehlt das Kraut als Wund- und Abführmittel und bei Augenkrankheiten. Nach einem alten Aberglauben soll ein Kranz des Krautes durch die Luft fliegende Hexen sichtbar machen, wenn man ihn um den Kopf legt. Vieh im Stall sollen durch das Kraut vor Verzauberung geschützt werden. In der Volksheilkunde setzt man die Droge innerlich bei Wurmbefall und äußerlich zur Behandlung von Wunden ein.
Heilwirkung
Die Droge gilt als blutreinigendes und fiebersenkendes Mittel. Die Bitterstoffe regen die Bildung von Magensaft an, sie wirken appetitanregend.
Anwendung
Da die wilde Pflanze geschützt ist, darf nur angebautes Tausendgüldenkraut aus dem Kräutergarten verwendet werden. Die Pflanze wird während der Blütezeit gesammelt und getrocknet. Zur Herstellung eines Tees übergießt man einen Teelöffel der Droge mit einer Teetasse kochendem Wasser und siebt nach zehn Minuten ab. Lässt man 50 Gramm der Droge für eine Woche in einem Liter Weißwein ziehen, erhält man einen Aperitif.