Merkmale
Die Sommer-Linde ist ein sommergrüner, bis zu 30 Meter hoher Baum mit einem maximalen Stammunfang von neun Metern und einer imposanten Baumkrone. Die rissige Borke blättert jedes Jahr ab. Die Blätter sind herzförmig zugespitzt, sie werden bis zu 16 Zentimeter lang. Der Blattstiel ist behaart, der Blattrand kerbig gesägt. Der trugdoldige Blütenstand besteht in der Regel aus zwei bis drei, manchmal auch vier oder fünf gestielten, fünfzähligen Blüten. Der Hauptstiel des Blütenstandes ist mit einem grünlich-weißen flügelförmigen Tragblatt verwachsen. Die Blüten enthalten fünf gelbgrüne Kelchblätter, fünf hellgelbe Kronblätter und zahlreiche Staubblätter. Diese ragen wie der lange Griffel bei der geöffneten Blüte deutlich heraus. Es entsteht eine kugelige bis eiförmige, behaarte Frucht, die vier oder fünf Längsrippen aufweist. Sie enthält einen oder zwei Samen.
Geschichte
Bei den alten Germanen war der Lindenbaum der Liebesgöttin Freya geweiht. Im Mittelalter trafen sich Verliebte unter einem Lindenbaum. Frisch vermählte Hochzeitspaare gingen durch eine Lindenbaumallee, als Garant für eine glückliche Ehe. Die zentral gelegene Linde in einer Ortschaft war ursprünglich das Zentrum des gesellschaftlichen Lebens und Austragungsort zahlreicher Feste. Auch Richtersprüche wurden unter einem Lindenbaum gefällt. Väter pflanzten einen Lindenbaum zur Geburt ihres Sohnes. Andere Volksbräuche kannten den Baum als Schutzstätte vor dem Teufel und anderen bösen Mächten.
Plinius und Galenus berichten über eine medizinische Anwendung der Blätter bei Geschwüren und die Verwendung des Saftes bei Haarausfall. Die Verwendung der Teedroge aus den Blüten war jedoch im Altertum und im Mittelalter unbekannt. Im 18. Jahrhundert erwähnt Haller die Heilwirkungen der Lindenblüten. In der Volksheilkunde werden sie schon seit langem als Mittel bei Magenkrämpfen eingesetzt.
Verwendung als Heilpflanze
Als Arzneidroge werden die Blüten Tiliae flos beider Linden-Arten eingesetzt. Sie enthalten Flavonoide wie Rutin und Hyperosid, Schleimstoffe (Arabinogalactane), Gerbstoffe, Chlorogensäure und ätherische Öle. Die in den Lindenblüten enthaltenen Flavonoide steigern die Abwehrkräfte, sie wirken fiebersenkend und hustenlösend. Die Droge wird bei Erkältungen, grippalen Infekten und bei Reizhusten eingesetzt. Bei erhöhter Infektionsgefahr im Winter oder bei einer anfangenden Grippe kann das Trinken von Lindenblütentee das Ausbrechen einer Krankheit stoppen. Lindenblüten sind bei Erkältungen und Grippe außerordentlich wirksam und eines der besten, bekannten Mittel auf pflanzlicher Basis. Die Heilkraft der Lindenblüten ist als sehr hoch anzusehen.
Anwendung
Die Blüten werden sofort zu Beginn der Blüte im Juni oder Juli gesammelt und im Schatten getrocknet. Der Tee kann mit warmem oder mit kaltem Wasser aufgegossen werden. Kauft man Lindenblütentee in der Apotheke, ist es entscheidend, dass man die ganzen, unzerhäckselten Blüten verwendet. Die Konzentration beim Aufguss kann bis zu drei Teelöffel pro Tasse betragen. Der Tee sollte etwa zehn Minuten lang ziehen. Man kann auch die Dämpfe aus dem heißen Aufguss inhalieren.
Vergleich mit der Winter-Linde
Die ähnliche Winter-Linde Tilia cordata Mill. hat kleinere Blätter, diese erreichen acht Zentimeter Länge, sie sind maximal halb so groß wie die der Sommer-Linde. Die Unterseite der Blätter erscheint blaugrün, bei der Sommer-Linde ist sie hellgrün. Der Blütenstand kann aus bis zu zwölf Blüten bestehen. Die Frucht weist keine Rippen auf, sie lässt sich leicht zerdrücken. Bei der Sommer-Linde ist sie härter. Die beiden Linden-Arten können Hybride bilden, eine solcher Baum wird dann als „Holländische Linde“ bezeichnet. Die Baumkrone der Winter-Linde erscheint tendenziell eher herzförmig, während die Krone des Sommer-Linde hoch hinaufwachsen kann. Das ist allerdings kein sicheres Unterscheidungsmerkmal.
Fotos