Gemeiner Frauenmantel  Alchemilla vulgaris L.
Rosengewächse, Mai bis September, 5 bis 30 cm
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Standort   Weiden, Wiesen, Wegränder, Waldränder.
Wirkstoffe  Gerbstoffe (Ellagtannine, Gallotannine), Flavonoide, Bitterstoffe, ätherische Öle.
Droge  Kraut Alchemillae herba.

Beschreibung

Merkmale
 

Der Gemeine Frauenmantel ist auch unter der Bezeichnung Spitzlappiger Frauenmantel bekannt. Der Stängel ist kriechend oder aufsteigend. Die unteren Blätter sind groß und mantelartig. Die Spitze der Blattlappen ist im Umriss dreieckig bis halbkreisförmig. Es sind 15 bis 29 Blattlappenzähne vorhanden. Die Blattstiele stehen rechtwinkelig ab, sie sind im Frühjahr behaart. Die Blütenstiele sind immer kahl. Die gelbgrünen Blüten bilden eine knäuelige Rispe als Blütenstand. Sie bestehen aus vier äußeren und vier inneren Kelchblättern, sowie aus vier Staubblättern und einem Griffel mit einer linsenförmigen Narbe. Der Kelchbecher ist meistens kahl. Es entsteht eine Nussfrucht, die zusammen mit dem verbleibenden Außenkelch als Flügelflieger verbreitet wird. Über die Rhizome ist auch eine vegetative Vermehrung möglich.


Geschichte

Früher sammelten die Alchemisten das Wasser von den Blättern des Frauenmantels ab, das sich in kühlen Nächten aus den Blattporen ausscheidet. Man nannte die Pflanze auch Taublatt, Taufänger oder Tauschüsselchen. Mit dem „himmlischen Tau“ versuchten die Alchimisten ein Elixier herzustellen, um den Stein der Weisen zu finden. Der lateinische Name Alchemilla (kleine Alchimistin) bezieht sich darauf. Die Pflanze ist ein Wetteranzeiger: Der Tau auf den Blättern kündigt bevorstehenden Regen an. Darauf geht vielleicht der alte Volksbrauch zurück, Kränze mit dem Kraut an Fenstern, Türen und Dachfirsten anzubringen. Dieser angebliche Schutz vor dem Blitzschlag verlieh der Pflanze den Namen „Gewittergras“. Die unteren, mantelartigen Blätter verglich man mit dem Umhang der Maria. Daraus entstand der Name Frauenmantel. Die Beziehung zum Weiblichen drückt sich auch in den anderen, zahlreichen Namen für die Pflanze aus: Frauenhilf, Frauenrock, Marienmantel, Muttergottesmäntelchen, Weiberkittel sind nur einige Beispiele davon. Im Mittelalter verordneten die Ärzte den Frauenmantel bei Frauenleiden und Menstruationsbeschwerden. Die Pflanze musste beim abnehmenden Mond eingesetzt werden. Der zubereitete Tee oder das Kraut selbst diente auch als Aphrodisiakum, Männer im Alpenraum nahmen beispielsweise die Blätter zur Erhaltung der Potenz zu sich. Frauen rieben sich im Sommer das Gesicht mit den Blättern und dem enthaltenen Tau ein, in der Hoffnung Sommersprossen los zu werden oder eine straffe Gesichtshaut zu bekommen. Hieronymus Bock beschreibt die Wirkung als Heilmittel für Wunden bei Blutungen oder Quetschungen.


Heilwirkung


Die enthaltenen Gerbstoffe wirken blutstillend. Die Droge eignet sich zur Behandlung von leichten Durchfällen oder Magenverstimmungen. Bei Schleimhauterkrankungen im Mund- und Rachenraum kann man mit dem Tee gurgeln. Bei Hautverunreinigungen dient er als Blutreinigungstee für junge Mädchen.


Anwendung


Das Sammeln des Krautes erfolgt vor der Blütezeit. Nach dem Trocken kann ein Tee aus einem oder zwei Teelöffel pro Teetasse zubereitet werden. Tinkturen eignen sich für Mundspülungen oder zum Einnehmen bei Zyklus- oder Wechseljahrbeschwerden.


Unterarten, Vergleich mit anderen Arten

Aus der Gattung Frauenmantel sind in Europa mindestens 500 Sippen bekannt, davon sind viele durch Hybridisierung entstanden. Alchemilla vulgaris wird oft nur noch als Aggregat mit dem Zusatz aggr. geführt, weil zahlreiche Unterarten oder Kleinarten existieren. Weicher Frauenmantel Alchemilla mollis (Buser) Rothm. ist dagegen die verbreitetste Art in den Gärten, Parks, Friedhöfen und Schwimmbädern. Diese weich behaarte Pflanze ist außerordentlich vielblütig, sie kann bis zu 1500 Einzelblüten enthalten. Sie wächst mit einer Wuchshöhe von bis zu einem Meter deutlich höher und hat auch größere Blätter. Der Kelchbecher in der Blüte ist meistens behaart.


Fotos zum Weichen Frauenmantel

Bild vergrößern!ZoomWeicher Frauenmantel: Vielblütiger Blütenstand, Blätter.
Bild vergrößern!ZoomWeicher Frauenmantel: Blüte mit 4 Staubblättern und Narbe.
Bild vergrößern!ZoomWeicher Frauenmantel: Blüte mit behaartem Kelchbecher.


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