Merkmale
Die Echte Engelwurz ist auch unter dem Namen Arznei-Engelwurz bekannt. Die dicke Pfahlwurzel sorgt für Stabilität für die riesige, krautige Pflanze, die bis zu drei Meter hoch wachsen kann. Sie lebt zwei bis vier Jahre lang, blüht aber nur einmal in ihrem Leben. Der dicke Stängel ist hohl und röhrenförmig, er kann bis zu fünf Zentimeter dick werden. Meist ist er grün, besonders an den Knoten ist er rötlich angelaufen. Die grundständigen Laubblätter sind lang gestielt, die oberen Stängelblätter sitzen in den Blattscheiden. Die Laubblätter sind zwei- bis dreifach gefiedert, sie können bis zu einem Meter lang werden. Der Blattrand der Fiederblättchen ist unregelmäßig gesägt bis grob gezähnt. Die Blüten stehen in doppeldoldigen Blütenständen. Sie haben eine doppelte Blütenhülle, die fünf Kelchblätter haben undeutlich Kelchzähne, die fünf grünlich-gelben Kronblätter werden von den fünf Staubblättern überragt. Als Früchte bilden sich hellgelbe Doppelachänen. Der Honigduft der Blüten lockt viele Insekten an. Die Engelwurz wächst in Mittel-, Ost-, und Nordeuropa, sogar in Island ist sie anzutreffen. Sie liebt feuchte, nährstoffreiche Böden und mag eher kühle Temperaturen.
Geschichte
Der Ursprung der Engelwurz liegt in Nordeuropa. Sie wurde seit dem 14. Jahrhundert in Kloster- und Bauerngärten angepflanzt und galt im Mittelalter als universelles Heilmittel gegen Seuchen wie die Pest und schützte angeblich vor Hexen. Nach einer Sage soll der Erzengel Gabriel die Pflanze einem Einsiedler gezeigt haben. Die Droge war Bestandteil des Theriaks, dem berühmtesten Heilmittel des Mittelalters.
Heilwirkung
Der frische Presssaft der Blätter wird in der Volksmedizin bei Hautreizungen eingesetzt, die Wurzeldroge bei Appetitlosigkeit, Magenbeschwerden, Blähungen und Erschöpfungszuständen. Äußerlich angewandt sollen die Bestandteile der Engelwurz gegen Rheuma wirken. Allerdings enthält die Engelwurz auch Inhaltsstoffe, die eine Photosensibilisierung auslösen können. In Verbindung mit Sonnenlicht können Blasen oder allergische Reaktionen auf der Haut auftreten. Aus diesem Grund ist bei dieser Heilpflanze Vorsicht angebracht.
Hinweis: Vor dem Einsatz einer Droge aus einer Heilpflanze sollte man sich über mögliche Nebenwirkungen informieren und einen Apotheker, einen Arzt oder eine beruflich fachkundige Person befragen. Bei bestimmten Krankheiten oder Personengruppen, insbesondere bei Kleinkindern, besteht die Gefahr, dass Komplikationen auftreten.
Anwendung
Die Wurzel wird im Herbst ausgegraben und gut getrocknet. Zur Herstellung eines Tees aus der Wurzeldroge werden ein bis zwei Teelöffel mit einer Teetasse kochendem Wasser übergossen. Lässt man 50 Gramm frische Stängel oder Wurzeln in einem Liter Wein ziehen, erhält man den Engelwurzelwein, der appetitanregend wirkt. Das aus der Pflanze gewonnene ätherische Öl wird zur Parfümierung von Zahnpasten, die Samen werden zum Aromatisieren von Kräuterlikör verwendet. Das Sammeln der Pflanze ist mit Risiken verbunden, da sie mit dem giftigen Gefleckten Schierling verwechselt werden kann.