Acker-Schachtelhalm  Equisetum arvense L.
Schachtelhalmgewächse, März bis Juni, 10 bis 50 cm
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Standort  Äcker, feuchte Wiesen, Teichränder, Eisenbahnschotter, liebt feuchte, lehmige Böden.
Wirkstoffe  Kieselsäure, Kaliumsalze, Flavonoide, Kaffeesäureester
Droge  Kraut Equiseti herba.

Beschreibung

Merkmale und Vergleich mit anderen Arten 

Beim Acker-Schachtelhalm erreichen die Stängel eine Höhe von fünf bis 20 Zentimeter, sie werden zwei bis fünf Millimeter dick. Die fertilen Stängel erscheinen braun bis gelb, die sterilen Stängel grün. Die Scheiden enthalten 8 bis 16 Zähne. Die Zähne der Blattscheiden sind nie mehr als halb so lang wie die Scheidenröhren. Das erste Glied der Äste ist deutlich länger als die Blattscheide. Die quirlig angeordneten, linealen Seitenachsen sind meistens vierkantig und unverzweigt.

Der Acker-Schachtelhalm kann mit dem giftigen Sumpf-Schachtelhalm Equisetum palustre L. verwechselt werden. Bei dieser Art sind die fertilen und sterilen Sprosse immer grasgrün. Die Blattscheide ist verdickt und sieht aus wie aufgeblasen, sie hat vier bis zwölf Zähne. Der Spross erreicht eine Dicke von maximal vier Millimeter. Die ersten Glieder der Seitenäste sind kürzer als die Blattscheiden. Die Pflanze bevorzugt nasse Wiesen und Flachmoore. Der Riesen-Schachtelhalm Equisetum telmateia Ehrh. unterscheidet sich deutlich: Er wächst viel höher, die blassbraunen, fertilen Sprosse erreichen eine Dicke von 5 bis 15 Millimeter. Die sterilen Sprosse erscheinen elfenbeinartig, sie wachsen über einen Meter hoch. Die Scheiden haben 20 bis 40 Zähne, diese sind in etwa so lang wie die Scheidenröhre.


Geschichte


Schachtelhalmgewächse kamen auf der Erde schon vor mehr als 400 Millionen Jahren vor. Damals waren sie bis zu 30 Meter hoch. Die heutigen Nachkommen sind erheblich kleiner. Sie gehören zu einer Pflanzenklasse innerhalb der Farne. Bei den Schachtelhalmen sind die Blätter zu winzigen Schuppen reduziert („Zähne“), die in Quirlen um den Spross an den Knoten angeordnet sind. Jeder dieser Sprosse besteht aus einer Reihe von Knoten und den dazwischen liegenden Internodien. Der Name Schachtelhalm bezieht sich darauf, dass man die Sprossabschnitte aus den Blattscheiden herausziehen und wieder hineinstecken kann. Die seitlich abstehenden schmalen „Äste“ der sterilen Sprosse sind keine Blätter, sondern Seitenachsen. Die Sporen werden im Frühjahr auf den Sporangienträgern gebildet. Diese sitzen schraubenartig an den zapfenartigen Sporophyllständen auf der Spitze der fertilen Sprosse. In Mitteleuropa wachsen ungefähr 10 verschiedene Schachtelhalm-Arten.

Der Gattungsname Equisetum geht auf das lateinische Wort equus („Pferd“) zurück: Die dünnen Äste erinnern an einen Pferdeschwanz. Im Volksmund ist der Acker-Schachtelhalm auch unter den Namen „Katzenschwanz“ oder „Katzenwedel“ bekannt. Arvense bezieht sich auf den Standort im Acker. Manche Schachtelhalm-Arten wie der Sumpf-Schachtelhalm sind giftig, daher darf man die Pflanzen nur bei genauer Kenntnis der Arten sammeln.

Die Heilpflanze wurde schon in der Antike genutzt. Dioskurides empfiehlt den Acker-Schachtelhalm bei Gebärmutterblutungen, bei Husten oder zum Austreiben von Harn. Die Kräuterbücher des Mittelalters beschreiben die frisch gequetschte Pflanze als Gegenmittel bei Nasenbluten und zur Wundheilung. Nach Sebastian Kneipp soll der Pflanzentee bei Leber- und Harnwegserkrankungen, bei Gicht und bei Husten und Bronchialerkrankungen helfen. Früher wurde die Pflanze wegen ihres hohen Kieselsäuregehalts als Putzmittel für Zinngeschirr verwendet. Daher stammt auch der alte Name „Zinnkraut“.


Heilwirkung


Der hohe Gehalt an Kieselsäure fördert den Stoffwechsel in der Haut, damit wird das Bindegewebe gestärkt. Die Heilpflanze ist ein antidyskratisches Mittel: Sie wirkt entschlackend und entgiftend. Aufgrund dieser Wirkung eignet sich der Tee zur Behandlung von rheumatischen Erkrankungen. Die Medizin setzt ihn auch bei Entzündungen des Nierenbeckens oder bei bakteriellen Entzündungen der Harnwege ein. Bei juckenden Ekzemen oder schlecht heilenden Wunden eignen sich Bäder oder Umschläge.


Anwendung


Die frischen, grünen Triebe werden im Frühsommer gesammelt und im Schatten getrocknet. Zur medizinischen Anwendung kommen nur die grünen Teile. Zwei Teelöffel der Droge werden in einer großen Teetasse fünf Minuten lang mit kochendem Wasser aufgebrüht und noch weitere zehn Minuten stehen gelassen.

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