Echter Seidelbast  Vierzählige Blüte Giftpflanze! Schutzstatus!
Daphne mezereum L.
Februar bis Mai, 40 bis 150 cm
Seidelbastgewächse  Thymelaeaceae

Standort 

Lichte Wälder und Gebüsche im Hügelland, Bergwälder, Schutt, Schluchten, Bachufer; kalk- und nährstoffliebend.

Lebensdauer
Ausdauernde Pflanze.

Verwechslung
Gestreifter Seidelbast (Zwergstrauch, helle Blüten); Flaumiger Seidelbast (ebenfalls kleiner, junge Zweige behaart, Blüten knallrot).
Bild vergrößern!LupeEchter Seidelbast: Blüten in Dreiergruppe.
LupeFrüchte und Blätter.
Merkmale
Besonderheiten
Toxikologie
Verbreitung
Artenvergleich
Fotogalerie
Beschreibung
Merkmale

Der Echte Seidelbast ist ein Strauch, bei dem die Blüten bei den Blattachseln an den verholzten Stängeln wachsen. Die langen, rutenartigen Zweige sind behaart und nur an der Spitze mit lanzettlichen bis verkehrt eiförmigen Blättern versehen. Die Blätter sitzen wechselständig und spiralig angeordnet, sie sind kurz gestielt und zwei bis acht Zentimeter lang. Im Herbst fallen die Blätter ab. Die rosaroten bis pupurroten Blüten blühen bereits vor dem Blattaustrieb ab März. Sie duften stark und sitzen meist in Dreiergruppen. Eine Blütenkrone fehlt, die Blüte enthält eine Kelchröhre mit einem vierzipfeligen Kelch und acht Staubblätter. Der oberständige Fruchtknoten ist in der Kelchröhre verborgen. Es entsteht eine leuchtend rote beerenähnliche Frucht mit einem Durchmesser von bis zu einem Zentimeter.


Besonderheiten

Der Seidelbast beginnt erst im vierten oder fünften Lebensjahr zu blühen. Die stark duftenden Blüten sind in der Regel zwittrig, manchmal sind sie rein weiblich. Sie werden von langrüsseligen Insekten wie Schmetterlinge bestäubt. Der Seidelbast ist für Bienen und Hummeln eine wertvolle Futterpflanze, weil er den in der Kelchröhre verfügbaren Nektar schon früh im Jahr anbietet. Die grünen Blätter erscheinen erst während oder nach der Blüte. Aus der Frucht entwickeln sich ab Juni bis August die roten, stark giftigen Früchte, die zwar wie Beeren aussehen, aber aufgrund des schwarzen, einsamigen Kerns den Steinfrüchten zugeordnet werden können. Drosseln und andere Singvögel fressen die Früchte, das Gift macht ihnen nichts, der Kern wird wieder ausgespeit. So tragen sie zur Verbreitung bei.


Toxikologie und Verwendung

Die toxischen und narkotisierend wirkenden Wirkstoffe wie Mezerin, Daphnin und Daphnetoxin finden sich in der ganzen Pflanze und besonders auch in den Beeren. Als tödliche Dosis bei Kindern gilt das Essen von zehn bis zwölf reifen Beeren. Der alte Name Kellerhals ist aus dem Wort chellen („quälen“) angeleitet und bezieht sich auf die brennenden Schmerzen im Hals bei einer Vergiftung. Eine Vergiftung kann auch durch den Hautkontakt mit der Pflanze auftreten. Die Haut rötet und entzündet sich zunächst, dann treten Blasen und Schwellungen auf. Bei intensivem Kontakt können auch Geschwüre auftreten. Beim Essen der Beeren beginnt es im Mund zu brennen und Schwellungen an den Schleimhäuten treten auf. Es folgen Übelkeit, Erbrechen, Magenschmerzen, Durchfall und starkes Durstgefühl. Problematisch wird es, wenn Fieber, Schwindel, Atemnot und Kreislaufkollaps hinzukommen. Gefährdet sind auch Rinder und Pferde, wenn sie die Pflanzen fressen.

Früher wurden die Rinde und die Beeren – sorgfältig dosiert – als Abführmittel eingesetzt. Die Wirkstoffe des Seidelbasts wirkten auch gegen Läuse. Der Bast diente zur Herstellung von Papier. Der seidene Glanz des Bastes war namensgebend. Aufgrund der hohen Giftigkeit und der damit verbundenen Gefahren, zählt diese gefährliche Giftpflanze heute nicht mehr zu den Heilpflanzen, von einer entsprechenden Verwendung wird dringend abgeraten. Der Einsatz als Zierpflanze in Gärten ist ebenfalls problematisch, da Kinder von den leuchtend roten Früchten angezogen werden.


Verbreitung und Gefährdung

Die Pflanze ist in vielen Regionen vollständig geschützt. Im Tiefland ist sie selten. Man findet sie eher in den Kalkgebirgen und auch im Alpenraum, aber auch dort ist sie weniger häufig. Sie bevorzugt kalkhaltige und nährstoffreiche Böden in Gesellschaft von Buchen und Eichen.


Vergleich mit anderen Arten

Die Blüten des Echten Seidelbasts blühen direkt an den verholzten Zweigen. Gestreifter Seidelbast Daphne striata Tratt. ist ein (viel kleinerer) Zwergstrauch mit hellen Blüten, der in der Schweiz im Tessin und in Graubünden vorkommt. Bei dieser Pflanze ist die Frucht nicht rot, sondern braunorange. Flaumiger Seidelbast Daphne cneorum L. wächst ebenfalls kleiner, bei ihm sind die jungen Zweige behaart, die am Ende der Zweige sitzenden Blüten erscheinen knallrot und die Blätter befinden sich an den Zweigen verteilt. Diese Art findet man nur regional an wenigen Standorten in Kalkgebieten, zum Beispiel im Schweizer Jura.



Fotos zum Echten Seidelbast

Bild vergrößern! ZoomEchter Seidelbast: Blüten am verholzten Zweig.
Bild vergrößern! ZoomPflanzen Anfang April am Randen im Kanton Schaffhausen.
Bild vergrößern! ZoomBlüten an den Zweigen und endständige Blätter.
Bild vergrößern! ZoomFrüchte am 15. Juni bei Uttigen an der Aare (nach Thun).
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