Garten-Ringelblume  Blütenkörbchen Heilpflanze
Calendula officinalis L.
Juni bis Oktober, 30 bis 50 cm
Korbblütler  Asteraceae

Standort 

Liebt trockene, nährstoffreiche Böden und viel Licht; Schuttplätze, in den Gärten häufig kultiviert.

Lebensdauer
Einjährige oder zweijährige Pflanze.

Verwechslung
Acker-Ringelblume (Stängel mehr niederliegend, Blätter schmal-lanzettlich, gelbe Blüten, Körbchen deutlich kleiner und bei der Fruchtreife nickend).
Bild vergrößern!LupeGruppe mit Blütenkörbchen und Blättern.
LupePflanzen von der Seite.
Merkmale
Geschichte
Heilpflanze
Färberpflanze
Artenvergleich
Fotogalerie
Beschreibung
Merkmale

Die Garten-Ringelbume wird auch Gemeine Ringelblume oder oft einfach nur Ringelblume genannt, damit ist aber eine Abgrenzung zur Acker-Ringelblume nicht eindeutig gewährleistet. Die Garten-Ringelblume hat einen aufsteigenden, wenig verzweigten Stängel, der kantig und mit einem kurzen Flaum behaart ist. Die breit-lanzettlichen bis verkehrt-eiförmigen Blätter sitzen wechselständig bis oben am Stängel. Die unteren Blätter verschmälern sich in einen geflügelten Stiel, während die oberen Blätter ungestielt sind. Der Blattrand ist ganzrandig und behaart. Die Blütenkörbchen sitzen einzeln auf den Blütenstandsstielen, sie erreichen einen Durchmesser von bis zu fünf Zentimeter. Die grünen Hüllblätter sind lanzettlich zugespitzt und mit Wimpern versehen. Außen befinden sich 60 bis 150 weibliche, orangegelbe bis orange Zungenblüten und in der Mitte 30 bis 50 männliche, dunkelgelbe bis orange Röhrenblüten. Je nach Zuchtform können die Farben variieren. Bei der Fruchtreife steht das Körbchen aufrecht. Es entstehen eingerollte, geringelte Achänen ohne Pappus. Wie bei der Acker-Ringelblume gibt es drei verschiedene Typen. Die Haken-, Kahn- und Ringelfrüchte sind nach ihrer jeweiligen Form benannt. Jeder Typ benutzt eine andere Verbreitungsmethode. Die Kahnfrüchte sind schwimmfähig, während die Haken- und Ringelfrüchte gut in Tierfellen haften.


Geschichte

Bei den Azteken veranschaulichte die Liebesgöttin Xochiquetzal der Bevölkerung anhand der Ringelblume den immer wiederkehrenden Kreislauf des Lebens. Bei den Germanen war die Ringelblume der Liebesgöttin Freya zugeordnet. Im Christentum bestand dieser Bezug zur heiligen Mutter Maria. Alte Namen wie Sonnenwendblume oder Goldblume und auch der Artname Calendula (lat. „Monatserste“) bezeugen die enge Beziehung der Ringelblume zu den Zyklen innerhalb der Natur. Die Ringelblume öffnet bei Tagesanbruch ihre Blüten und schließt sie nach dem Sonnenuntergang wieder.

Schon im Altertum verwendete man die Blüten äußerlich als wirksames Mittel bei Wunden. Innerlich eingenommen wurde der Pflanzenextrakt als schweißtreibendes und krampfstillendes Mittel eingesetzt. Im Mittelalter dienten die Blüten zur Fälschung des teuren Farbstoffes Safran. Hildegard von Bingen und Albertus Magnus empfehlen bei Vergiftungen Ringelblumenumschläge auf den Magen. Im Volksglauben schrieb man der Blume Liebeszauber zu. Das Tragen der Wurzel im Schuh soll Erfolg beim anderen Geschlecht bringen. Säht man Ringelblumensamen in die Erde, die vorher vom Schuh des/der Geliebten berührt worden war, soll die Liebe so lange halten, wie die Pflanze blüht.


Verwendung als Heilpflanze

Die ursprüngliche Heimat der Garten-Ringelblume liegt im Mittelmeergebiet. Sie kommt in Europa, Westasien, Ägypten und in den USA vereinzelt verwildert vor. Sie wird dort in den Gärten intensiv kultiviert. Die Garten-Ringelbume enthält verschiedene Inhaltsstoffe zum Beispiel Triterpensaponine und Triterpenalkohole (Faradiol), sowie ätherische Öle (Sesquiterpene), Cumarine, Carotinoide, Polysaccharide und Flavonoide. Die ätherischen Öle und die Flavonoide der Droge wirken bakterien-, virus- und pilztötend. Aufgrund der entzündungshemmenden Wirkung lassen sich Ringelblumentinkturen, Öle oder Salben zur Wundheilung einsetzen. Besonders schlecht heilende Wunden, aber auch bei Verletzungen oder Entzündungen an der Haut (Ekzeme, Nagelfalz, Verbrennungen) und bei Entzündungen an den Schleimhäuten ist eine gute Heilwirkung zu erwarten.

Die Zungenblüten werden während der Blütezeit gesammelt und im Schatten getrocknet. So erhält man die in den Apotheken erhältliche Arzneidroge Calendulae flos, sie ist allerdings nicht so lange haltbar. Zur Teezubereitung wird ein Teelöffel der Droge mit einer Teetasse kochendem Wasser übergossen und nach fünf bis zehn Minuten gesiebt. Der Tee wirkt krampflösend und schweißtreibend, er lindert Gallen- und Leberleiden. Mit den Zungenblüten können auch Tinkturen, Ölmazerate oder Salben hergestellt werden.


Farbstoff und Färbetechniken

Die in den Blüten der Ringelblume enthaltenen Carotinoide wie Lycopin, Rubixanthin oder Flavoxanthin färben blassgelb. Wenn die Pflanze in voller Blüte steht, werden die Blüten gesammelt. Zum Färben für 100 Gramm Wolle werden etwa 200 Gramm Blüten benötigt. Diese werden zunächst eine Stunde lang im Wasser gekocht. Nach dem Absieben der Pflanzenreste färbt man die in Alaun vorgebeizte Wolle eine Stunde lang im warmen Färbeextrakt. Zur Verstärkung der Wirkung werden wie bei der Reseda ein paar Teelöffel Kalk zugegeben.


Vergleich mit anderen Arten

Bei der Acker-Ringelblume Calendula arvensis L. ist der Stängel mehr niederliegend. Diese Art hat schmalere Blätter, die Körbchen sind mit einem bis zwei Zentimeter Durchmesser deutlich kleiner, die Zungenblüten blühen nicht orange, sondern rein gelb. Bei der Fruchtreife sind die Körbchen nickend.


Fotos zur Garten-Ringelblume

Bild vergrößern! ZoomGarten-Ringelblume: Blütenkörbchen von oben.
Bild vergrößern! ZoomGarten-Ringelblume: Blütenkörbchen von unten.
Bild vergrößern! ZoomFruchtstand mit verschiedenen Typen der Achänen.
Bild vergrößern! ZoomGetrocknete Blüten der Ringelblume.
Bild vergrößern! ZoomBlüten als Arzneidroge in einem Behälter: Calendulae flos.
Bild vergrößern! ZoomHerstellen einer Tinktur: Extraktion mit Wodka.
Bild vergrößern! Zoom Ringelblumenöl herstellen: Ölmazeration mit Jojobalöl.
Bild vergrößern! ZoomSelbst hergestellte Produkte aus der Ringelblume.
Bild vergrößern! ZoomFrisch gesammelte Zungenblüten der Ringelblume.
Bild vergrößern! ZoomFärbeextrakt herstellen: Kochen der Blüten im Wasser.
Bild vergrößern! ZoomFärben der Wolle im heißen Färbeextrakt.
Bild vergrößern! ZoomFärbung ohne Zugabe von Kalk (links); mit Kalkzugabe (rechts).
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