Merkmale
Die Gemeine Berberitze ist ein bis zu drei Meter hoher Strauch, der nur im Sommer grün ist. Die rutenartigen Zweige sind mit ein- bis dreiteiligen Dornen besetzt, die vor Verbiss schützen. Die Rinde erscheint außen grau bis bräunlich gelb, im Querschnitt sind Stängel und Wurzel gelb. Die kurz gestielten Blätter sind verkehrt eiförmig, sie haben einen stacheligen, fein gezähnten Rand. Bis zu 30 Blüten bilden einen hängenden, traubigen Blütenstand. Die abwärts gerichteten Blüten sind so vor dem Regen geschützt. Sie bestehen aus zweimal drei grüngelben Kelchblättern und sechs kugelig zusammengerollten, hellgelben Kronblättern mit Nektardrüsen, sowie aus sechs Staubblättern. In der Mitte sitzt der oberständige, einfächerige Fruchtknoten mit Griffel und breiter Narbe. Die Staubbeutel öffnen sich mit einem Öffnungsmechanismus, der aus zwei Klappen besteht. Sitzt ein nektarsuchendes Insekt auf die Blüte, werden die Staubblätter schlagartig zur Narbe bewegt, so dass die Staubblätter auf den Kopf des Insekts schlagen. Dadurch wird das Insekt mit Pollenstaub benetzt. Als Früchte entstehen rote, etwas längliche Beeren mit einem Durchmesser von bis zu einem Zentimeter. Die Samen werden durch Vögel verbreitet, die die Beeren fressen.
Geschichte
Im alten Ägypten wurden die Beeren zusammen mit Fenchelsamen als Heilmittel gegen Fieber eingesetzt. Plinius empfiehlt die getrockneten Beeren in Wein als Mittel gegen Durchfall. In Europa setzte man die „Sauerdornbeeren“ früher auch als Gewürz ein. Die Armen verwendeten den sauren Beerensaft als Essigersatz. Die Wurzel und die innere Stammrinde wurden zum Gelbfärben von Stoffen und Holz eingesetzt.
Toxikologie und weitere Verwendungen
Alle Pflanzenteile außer den Beeren enthalten die toxischen Alkaloide Berberin und Berbamin. Vor allem in den Wurzeln sind diese enthalten. Die Vergiftung äußert sich in Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Vergiftungen durch die Beeren sind nicht bekannt. Die Beeren schmecken sehr sauer, daher stammt auch der Name Sauerdorn. Die Beeren werden gelegentlich zu Marmelade oder zu einem Saft verarbeitet. Im Orient werden sie als Gewürz für Reis oder Fisch verwendet. Der Zierstrauch wird in Gärten und Parks gerne angepflanzt.
Farbstoff und Färbetechniken
Die Pflanze enthält Berberin, Berbamin, Berberrubin, Columbanin, Jatrorrhizin, Oxycanthin und Palmatin als färbende Komponenten. Sie befinden sich in Wurzel und Rinde (gelb färbend), sowie in den Beeren (rot färbend). Das Färben erfolgt mit der getrockneten Wurzel und der inneren Stammrinde. Für 100 Gramm Wolle benötigt es 100 Gramm der Wurzeln. Das getrocknete Pflanzenmaterial wird einen Tag lang in Wasser gelegt. Nach kurzem Aufkochen wird die Wolle bei 80 °C gefärbt. Für einfache und schnelle Färbungen zur Demonstration mit wenig Wolle kann die Wurzel in einer Überdosierung fünf Minuten lang im Wasser gekocht werden. Danach siebt man die Pflanzenreste heraus und färbt im noch heißen Wasser mehrere Minuten lang. Beim Färben mit der Berberitzenwurzelrinde erhält man auch schon ohne Kalkzugabe bei mit Alaun vorgebeizter Wolle ein schönes Gelb. Die enthaltenen Farbstoffe färben relativ stark. Beim Färben sind aufgrund der Toxizität der Wurzelrinde erhöhte Schutzmaßnahmen zu treffen.
Will man mit den Beeren färben, werden diese zwei Tage lang in ein Schraubglas mit Wasser eingelegt. Gelegentlich wird der Ansatz geschüttelt. Der so hergestellte Beerenextrakt wird vor dem Färben nur kurz aufgekocht, um die Farbstoffe nicht zu zerstören. Im heißen Extrakt lässt sich die mit Alaun vorgebeizte Wolle lachsrosa färben. Der Farbstoff ist nicht besonders lichtecht.
Vergleich mit anderen Arten
Die wild wachsende Berberitze ist unverkennbar, da sie die einzige mitteleuropäische Art ist. Sie wächst in Mittel- und Südeuropa bis hin zum Kaukasus. Bei manchen exotischen Berberitzen-Arten in den Gärten sind die Blüten oder die Beeren ähnlich.
Fotos