Merkmale
Das Eichhörnchen hat das Gebiss eines Nagetieres. Es gilt als Sohlengänger: Wie beim Menschenaffen berührt beim Laufen der ganze Fuß von der Ferse bis zur Zehe den Boden. Das Fell ist variabel, es kommen alle Färbungen von Hellrot bis Braunschwarz vor. Die Bauchseite erscheint weiß oder cremefarben. Das Winterfell ist dichter, auch sind im Winter die Ohrpinsel länger ausgeprägt und die nackten Fußsohlen beharrt. Die Pinselhaare auf den Ohren erreichen dann bis zu fünf Zentimeter Länge. Markant ist auch der bis zu 20 Zentimeter lange, buschige Schwanz. Er ist beim Klettern und Springen eine wichtige Hilfe, denn er dient zum Balancieren und als Steuerruder. Beim Laufen hält das Eichhörnchen den Schwanz stets nach oben. Ein Tier wird 200 bis 400 Gramm schwer, die Kopf-Rumpflänge beträgt 15 bis 21 Zentimeter.
Die vier Finger und der verkümmerte Daumen der Vorderpfote sind mit langen Krallen besetzt. Sie bieten einen guten Halt beim Klettern an glatten Stämmen. Auch die fünf Zehen der Hinterpfote haben Krallen. Die Krallen – mit Ausnahme die des fünften Hinterfußes – sind beim Trittsiegel gut zu erkennen. Das Eichhörnchen bewegt sich meistens springend: Die größeren Hinterpfoten werden dabei vor die kleineren Vorderpfoten gesetzt.
Lebensweise
Das Eurasische Eichhörnchen kommt in fast ganz Europa und in Nordasien vor. Es lebt bis zu einer Höhe von 2000 Metern. In Nordasien bevorzugt es Nadelwälder, in Mitteleuropa findet man es auch in Laub- und Mischwäldern. Oft trifft man die Eichhörnchen in Parks und Gartenanlagen an, da sie dort vom Nahrungsangebot der menschlichen Kultur profitieren. Das Eichhörnchen klettert hervorragend – auch kopfüber – und bewegt sich springend von Baum zu Baum. Es kann sich auf sehr dünnen Zweigen bewegen und springt bis zu fünf Meter weit.
Zum Schlafen baut es ein Nest in Astgabeln. Dieser sogenannte Kobel wird mit Zweigen, Nadeln und Blättern errichtet und ist innen mit Moosen und Gräsern gut gepolstert. Meist werden mehrere Kobel gebaut, sie besitzen mindestens zwei Schlupflöcher, eines davon zeigt immer nach unten, da das Eichhörnchen von unten den Kobel besucht. Das Eichhörnchen ist ganzjährig aktiv und hält keinen Winterschlaf. Eichhörnchen leben überwiegend als Einzelgänger, nur zur Paarungszeit im Januar und Februar verfolgen die Männchen die Weibchen in den Baumkronen in wilden Verfolgungsjagden. Manchmal nutzen auch mehrere Tiere einen Kobel, dann besitzen die älteren und größeren Tiere ein Vorrecht zur Nutzung. Das Weibchen bringt bis zu sechs Junge zur Welt. Als Nesthocker sind diese bei der Geburt nackt, blind und taub und sind auf die Aufzucht und Fürsorge der Mutter angewiesen. Nach sechs Wochen verlassen sie das Nest. Die Weibchen werfen bis zu dreimal im Jahr Junge. Im Durchschnitt wird ein Eichhörnchen drei bis vier Jahre alt, in Gefangenschaft kann es auch zehn Lebensjahre erreichen.
Nahrungserwerb
Eichhörnchen ernähren sich von Samen, Nüssen, Beeren, Eicheln, Pilzen, Insekten, Eiern oder von jungen Vögeln. Im Gegensatz zum Menschen vertragen sie auch giftige Samen wie die der Eibe. Nüsse wie Walnüsse oder Haselnüsse werden mit Leichtigkeit geöffnet. Der Nager nagt mit den unteren Schneidezähnen ein Loch in die Nuss und setzt diese dann als Hebel ein. So springt die Nuss auf. Beim Fressen wird die Nahrung in der Vorderpfote gehalten. Beim Bearbeiten eines Fichtenzapfens werden die Deckschuppen abgerissen und die nährstoffreichen Samen freigelegt. Das Eichhörnchen frisst bis zu 100 Fichtensamen pro Tag. Die Eichhörnchenwerkstatt findet man meist auf einem Baumstumpf oder auf einer anderen erhöhten Stelle. Der Rest des Zapfens zeigt ausgefranste Rupf- und Nagespuren. Mäuse nagen den Zapfen sorgfältiger ab, und sie arbeiten nie auf Baumstümpfen, sondern stets in Deckung. Eichhörnchen möchten dagegen stets den Überblick bewahren.
Bei Bedarf verstecken die Eichhörnchen ihre Nahrung als Wintervorrat in Baumhöhlen oder im Boden. Da einige Vorratsplätze immer wieder vergessen werden, keimen die versteckten Samen. Dies ermöglicht eine natürliche Aufforstung der Wälder.
Gefährdung
Zu den Feinden gehören Baummarder, Wildkatze, Uhu, Habicht und Mäusebussard. Jüngere unerfahrene Tiere werden auch vom Wiesel oder von der Hauskatze gefressen. Auf den Britischen Inseln macht das aus Nordamerika eingeschleppte Grauhörnchen dem Eichhörnchen seinen Lebensraum streitig. Das Grauhörnchen ist erfolgreicher, weil es die versteckten Wintervorräte besser findet und nicht so anfällig für Parasiten ist. Allerdings wird es viel öfters auf der Straße überfahren, weil es unvorsichtiger ist.
Artenvergleich
Aus der Gattung Sciurus, der Eichhörnchen, sind weltweit rund 30 Arten bekannt. Das in Europa lebende Eichhörnchen wird auch Eurasisches Eichhörnchen genannt. Das Kaukasische Eichhörnchen Sciurus anomalus Güldenstädt lebt in Südosteuropa und in Südwestasien bis zum Kaukasus. Bei ihm ist das Fell nur auf der Oberseite grau, auf den Seiten verläuft ein rötliches Band, während das Fell hinten dunkel erscheint. Das Kalabrische Eichhörnchen Sciurus meridionalis Lucifero lebt fast ausschließlich in Kalabrien im Süden Italiens. Das Fell erscheint mit Ausnahme des weißen Bauchs überall schwarz. Auch das ursprünglich im Mittleren Westen der USA und im Südosten Kanadas beheimatete Grauhörnchen Sciurus carolinensis Gmelin zählt zur Gattung der Eichhörnchen. Es hat sich als Neophyt in England und Irland eingebürgert. Man erkennt es an dem oberseits grauen und bauchseits hellen Fell. Im Winter fehlen die Haarbüschel an den Ohren.
Film, Fotos und Grafiken