Echte Kamille, Matricaria recutita
Korbblütler, Mai - August, 15 - 50 cm
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Standort   Unkrautbestände, Getreideäcker, Wege; liebt nährstoffreiche, stickstoffhaltige Lehmböden
Wirkstoffe  Ätherische Öle (Matricin, α-Bisabolol, Bisabololoxide A, B und C, Spiroether) Flavonoide, Schleimstoffe, Cumarine, Hydroxyzimtsäurederivate
Droge  Blüten Matricariae flos; Öl Matricariae aetheroleum
Merkmale
  Aufrechte, verzweigte Stängel; Blätter zwei- bis dreifach fiederteilig mit schmalen Zipfeln und Stachelspitze; Blütenköpfchen mit weißem Strahlenkranz aus Zungenblüten, innen gelbe Röhrenblüten, Köpfchen innen hohl

Geschichte
Bei den Ägyptern wurde die Kamille als Blume des Sonnengottes angesehen. Die Germanen weihten die Pflanze dem Sonnengott Baldur. Vermutlich waren die entzündungshemmenden Wirkstoffe den Römern schon bekannt. Dioskurides und Plinius erwähnen eine Pflanze mit dem Namen anthemis. Die Kamille war im Mittelalter eine der am häufigsten benutzten Heilpflanzen. Man sagte ihr besondere Wirksamkeit nach, wenn man die Blüten am Johannistag sammelte.

Heilwirkung
Heute sind eine ganze Reihe von Heilwirkungen medizinisch nachgewiesen. Die in alkoholischen Tinkturen enthaltenen ätherischen Öle der Kamille aus der Gruppe der Terpenoide wirken entzündungshemmend, α-Bisabolol und die Flavonoide wie Apigenin haben krampflösende Eigenschaften. Die enthaltenen Schleimstoffe wirken auf Schleimhäute reizmildernd. Es sind bakterientötende und pilzhemmende Wirkstoffe enthalten. Die Droge wird bei krampfartigen Schmerzen in den Verdauungsorganen und bei entzündlichen Erkrankungen der Atemwege eingesetzt. Bei akuten Schleimhautentzündungen im Mund- und Rachenbereich und bei Infektionen der Haut ist eine Anwendung ebenfalls angebracht.

Das im Handel erhältliche "Kamillenöl blau" ist ein durch Wasserdampfdestillation aus den frischen Blütenköpfchen gewonnenes, ätherisches Öl. Es enthält 40 bis 70 Prozent Sesquiterpen-Kohlenwasserstoffe wie Farnesen oder Chamazulen. Letzteres verleiht dem Öl seine dunkelblaue Farbe. Außerdem sind 15 bis 50 Prozent Sesquiterpen-Alkohole wie α-Bisabolol und Bisobololoxide enthalten.

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"Kamillenöl blau" ist ein sehr kostbares, ätherisches Öl

 

Anwendung
Die Blüten werden kurz nach der Blüte von Mai bis August gesammelt und in dünnen Schichten im Schatten getrocknet. Äußerlich angewandt wirken Kamillenaufgüsse bei Haut-, Mundhöhlen-, Zahn-, Hals- und Rachenentzündungen. Dabei sollte man mit den Aufgüssen gurgeln oder die Dämpfe inhalieren. Zur Herstellung von Tee wird ein Teelöffel der getrockneten Kamillenblüten mit einer Teetasse kochendem Wasser übergossen. Nach zehn Minuten siebt man den Tee ab. Kamillentee hilft bei Magenschmerzen, bei Krämpfen in den Verdauungsorganen und fördert den Schlaf. Allerdings ist zu bemerken, dass bei Teeaufgüssen ein Großteil der ätherischen Öle zerstört wird und die Aufgüsse nur wenig Wirkstoffe enthalten. Sehr viel wirksamer sind Tinkturen, frische Extrakte oder das reine Kamillenöl.

Copyright: Thomas Seilnacht