Frauenmantel, Alchemilla vulgaris
Rosengewächse, Mai - September, 5 - 30 cm
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Standort   Weiden, Wiesen, Wegränder, Waldränder
Wirkstoffe  Gerbstoffe (Ellagtannine, Gallotannine), Flavonoide, Bitterstoffe, ätherische Öle
Droge  Kraut Alchemillae herba
Merkmale
  Stängel kriechend oder aufsteigend; untere Blätter groß und mantelartig; Blüten mit vier äußeren und vier inneren Kelchblättern, gelbgrün, in knäueliger Rispe

Geschichte
Früher sammelten die Alchemisten das Wasser von den Blättern des Frauenmantels ab, das sich in kühlen Nächten aus den Blattporen ausscheidet. Man nannte die Pflanze auch Taublatt, Taufänger oder Tauschüsselchen. Mit dem "himmlischen Tau" versuchten die Alchimisten ein Elixier herzustellen, um den Stein der Weisen zu finden. Der lateinische Name Alchemilla (kleine Alchimistin) bezieht sich darauf. Die Pflanze ist ein Wetteranzeiger: Der Tau auf den Blättern kündigt bevorstehenden Regen an. Darauf geht vielleicht der alte Volksbrauch zurück, Kränze mit dem Kraut an Fenstern, Türen und Dachfirsten anzubringen. Dieser angebliche Schutz vor dem Blitzschlag verlieh der Pflanze den Namen "Gewittergras".

Die unteren, mantelartigen Blätter verglich man mit dem Umhang der Maria. Daraus entstand der Name Frauenmantel. Die Beziehung zum Weiblichen drückt sich auch in den anderen, zahlreichen Namen für die Pflanze aus: Frauenhilf, Frauenrock, Marienmantel, Muttergottesmäntelchen, Weiberkittel sind nur einige Beispiele davon. Im Mittelalter verordneten die Ärzte den Frauenmantel bei Frauenleiden und Menstruationsbeschwerden. Die Pflanze musste beim abnehmenden Mond eingesetzt werden. Der zubereitete Tee oder das Kraut selbst diente auch als Aphrodisiakum, Männer im Alpenraum nahmen beispielsweise die Blätter zur Erhaltung der Potenz zu sich. Frauen rieben sich im Sommer das Gesicht mit den Blättern und dem enthaltenen Tau ein, in der Hoffnung Sommersprossen los zu werden oder eine straffe Gesichtshaut zu bekommen. Hieronymus Bock beschreibt die Wirkung als Heilmittel für Wunden bei Blutungen oder Quetschungen.

Heilwirkung
Die enthaltenen Gerbstoffe wirken blutstillend. Die Droge eignet sich zur Behandlung von leichten Durchfällen oder Magenverstimmungen. Bei Schleimhauterkrankungen im Mund- und Rachenraum kann man mit dem Tee gurgeln. Bei Hautverunreinigungen dient er als Blutreinigungstee für junge Mädchen.

Anwendung
Das Sammeln des Krautes erfolgt vor der Blütezeit. Nach dem Trocken kann ein Tee aus einem oder zwei Teelöffel pro Teetasse zubereitet werden. Tinkturen eignen sich für Mundspülungen oder zum Einnehmen bei Zyklus- oder Wechseljahrbeschwerden.

Copyright: Thomas Seilnacht